■ Standbild: Event statt Kantine
„Feste feiern“, So., 23 Uhr, ARD
Früher gab es zur Betriebsfeier Freibier in der Werkskantine. Heute jedoch wird die Feier zur komplexen Verwaltungssache, bei der die Mitarbeiter „in ihrer Verhaltensweise einen Mehrwert im Sinne der Gesamtleistung“ zu erbringen haben, wie der Debis-Geschäftsführer zu erklären weiß.
Die Betriebsfeier wird als „Event“ generalstabsmäßig geplant und durchgeführt. In ihrem 90minütigen Dokumentarfilm „Feste feiern“ haben Hannelore Conradsen und Dieter Köster zwei Agenturen bei der Event-Organisation beobachtet und den programmierten Frohsinn mit einem anarchischen Truckerfest konterkariert.
Leider blieben in dieser unentschlossenen Mischung aus Dokumentation und Dokumentarfilm die Interviews oft zu betulich. Die heitere Verlogenheit, die den Event- Päpsten ebenso wie den „Abgefeierten“ zur zweiten Natur geworden ist, wurde in ihrer Brüchigkeit nur selten offenbar. Etwa wenn der Frankfurter Event-Experte Manfred Passenau ein „Symposion mit anschließendem Mittagessen“ mit einer speziellen Ware garniert: Michail Gorbatschow. Nur beiläufig kommt zur Sprache, daß es für Passenau Ehrensache ist, weder über Gorbatschow noch über dessen Politik irgend einen klaren Satz sagen zu können. Es geht um Gorbatschow als Zirkusattraktion: Mit kindlicher Freude registriert der Berufsorganisator bei Gorbatschows Abfahrt das Blaulicht des eskortierenden Streifenwagens. Dieses Blaulicht ist wichtiger Bestandteil jener Verarschung, die der Kunde dem Organisator liebevoll abkauft. Doch derartige Momente blieben leider selten. Die meiste Zeit über nahm der Zuschauer an den stumpfen Festen teil wie einer der Firmenmitarbeiter: gelangweilt. Manfred Riepe
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