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■ StandbildFeine Grabungen

„Trotz Umbau geöffnet“, Di., 20.45, Arte

Bernard Mangiante ist Franzose. Als ein Deutschland „vertrauter Fremder“ macht er seit zwanzig Jahren Filme. Damals zogen ihn die Stammheim-Toten hierher – er wollte herausfinden, was in diesem Land vorging. Er blieb bis 1987, 1996 kehrt er zurück nach Berlin und besucht alte Freunde, Westler, Ostler – seine „deutsche Familie“.

Gerhard Gundermann, Conny Gundermann und Barbara Thalheim waren in der DDR zu Hause. Jetzt reden Gerhard und Barbara, beide Sänger, über ihre „IM“-Affären und streifen durch die verlassenen Studios des DDR-Rundfunks, in denen noch eine „Präsent 20“-Jacke und ein Schild „Frauen-Ruheraum“ hängen. Und plötzlich läuft der Film rückwärt: Gundermanns sind wieder jung, als könnte es nie anders kommen.

Es ist dem Film anzumerken, daß sein Regisseur die Dokumentarfilme Volker Koepps mag. Oder täuscht das? Mangiante bleibt wohltuend unsichtbar, diskret fragt er aus dem Off, ohne Absicht oder Tendenz. Vielleicht ist er der erste, dem eine sensible Annäherung an das Unthema Stasi gelingt. Der Film muß Intimität nicht erst schaffen, er basiert darauf. Mangiante kennt seine Gesprächspartner schon sehr lange. Die Beschränkung auf seine Freunde hat hier die Beschränkung auf eine bestimmte soziale Schicht zur Folge. Unübersehbar und symbolisch: Mangiantes Baustelle ist allein der Osten – er zieht Freigeister, Schwierigkeitenmacher, auch Schwärmer an. Das Ergebnis dieser feinen Grabungen an einem kleinen Ausschnitt ist verblüffend: Letztlich unterscheiden sie sich kaum, die aus dem Westen und die aus dem Osten. Aber das kann wohl nur jemand von außen erkennen. Anke Westphal

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