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■ StandbildSchweißfüßig

„Polizeiruf 110 – Todsicher“, So., 20.15 Uhr, ARD

Manche Menschen mögen keine Krimis. Sie verachten die spannenden Geschichten. Überraschende Wendungen sind ihnen unheimlich, gutaussehende Kommissare zu geleckt. Knallharte Action, lustbebende Liebesszenen? Konstruiert, aufgesetzt, reißerisch. Diese Menschen fühlten sich allein gelassen vor ihren Fernsehapparaten – gäbe es nicht den MDR und seinen „Polizeiruf 110“, eine vorbildliche Darstellung behördlichen Alltags. Im Büro der Kommissare Schneider (Wolfgang Winkler) und Schmücke (Jaecki Schwarz) gähnen sich die Aktenordner an. Ein Zeuge wird verhört und noch einer, dann gehen Schneider und Schmücke ein Bier trinken. Tags darauf wird noch ein Zeuge vernommen, dann kauft sich Schmücke einen kleinen Hund, dann wird ein Verdächtiger ermordet, und am Schluß war's natürlich dieser schon anfangs verdächtigte Typ (Holger Schwiers). Zwischenzeitlich bleibt auch mal der Dienstwagen stehen, weil Schneider vergessen hat, ihn aufzutanken, während Schmücke Ärger mit seiner Partnerin hat, weil die nicht Gassi gehen will. So ersetzen beim Zuschauer Schweißfüße in den Socken die Schweißperlen auf der Stirn. Um 90 Minuten Einblick in das ganz normale, langweilige Leben zweier Kriminaler zu gewinnen, ohne Spannung, Erotik und Schußwaffengebrauch – da hätten wir uns auch aufs örtliche Polizeipräsidium setzen können. Obwohl – vielleicht wäre dort mal ein Aktenordner umgefallen. Nützlich wird „Todsicher“ trotzdem irgendwann sein. Sollte irgendein mißgeleiteter Bekannter einmal auf die Idee kommen, Kriminalbeamter werden zu wollen, dann schieben wir die „Polizeiruf“-Aufzeichnung in den Videorecorder und binden ihn fest. Es wirkt. Todsicher. Stefan Kuzmany

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