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■ StandbildDie Demoversion

„Talk im Turm“, So., 22.25 Uhr, Sat.1

Es ging schnell vorbei mit dem letzten „Talk im Turm“. Am Anfang saß Stefan Aust da, sagte Willkommen zum Talk im Turm aus dem Berliner Hotel Intercontinental und ganz nebenbei, daß es jetzt das letzte Mal sei und die Gäste eigentlich Stammgäste, und zum Thema folgendes: „104 Tage konnte die rot-grüne Regierung Politik spielen.“

Dann diskutierten Herr Döring von der FDP und Herr Wulff von der CDU und Herr Gysi und Frau Röstel und Herr Aust ein wenig über Wahlergebnis, Rentenbeiträge und was die alte Regierung alles so gemacht hat. Das spulte sich hübsch herunter, als gebe es ein Computerspiel „Bonner Runde“, wobei der Spieler den Moderator besetzt und die Aufgabe hat, den Redefluß zu unterbrechen. Bei Aust sah es aber wieder aus, als laufe nur die Demoversion, wo niemand richtig eingreift, aber das ist ja bei Sabine Christiansen meist auch nicht anders, die am Sonntag mit knapp vier Millionen fast dreimal so viele Zuschauer hatte wie Aust. Zweimal sagte Frau Röstel noch, man werde das Ergebnis ganz ruhig analysieren und da gebe es nichts zu beschönigen. Gysi sagte: „Wissense, so'n Wahlergebnis ...“, und dann lachten alle. Einmal legte Frau Röstel Herrn Döring die Hand auf den Arm und sagte keck „Bleiben Sie ruhig“, und später machte Herr Döring das gleiche.

Am Ende sagte Aust: „Das war's, und vielen Dank für Ihr Interesse.“ Es war nicht so schlecht, es war aber auch nicht der Rede wert. Aber das ist ja das Schöne, so kann man seine Sonntagabende verbringen, wenn nichts anderes ist. 94 Tage konnte der Spiegel-Chef nun das Talkshowspiel spielen, und nun darf er nicht mehr.

Wir wollen den Blick hier noch einmal auf die Leichtfertigkeit richten, mit der Sat.1-Chef Kogel seine einzige Infosendung mit Profil gegen die Wand fuhr, die auch Menschen, die kein Verhältnis zu „Blitzlicht“ haben, einmal wöchentlich ein Bild von Sat.1 gab. Andere Sender geben ordentlich Geld für Infooffensiven und Marketingzauber aus, um bei schwierigen „Entscheider“-Zielgruppen überhaupt auf der Fernbedienung zu landen.

Nun könnte man sagen, das sei ja wieder typisch. Erst meckern sie die ganze Zeit, und wenn's vorbei ist, wird dann rumgeheult. Ja, so ist es, und wir erklären hier: Es wäre uns lieber, es ginge mit Austs ungelenken Runden weiter, als gar kein Sonntagsgequatsche bei Sat.1. lm

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