■ Standbild: ABM für Altstars
„Wilde Herzen: Holstein Lovers“, Mi., 20.30 Uhr, ARD
Schade drum. „Dithmarsche Dreamboys“, wie vom zuständigen Redakteur Horst Königstein angekündigt, das wär's doch gewesen: Schließlich braucht Schleswig-Holstein nichts dringlicher als eine Schule für „feurige südländische Liebhaber“ (das versteht zumindest der Duden unter „Latin Lovers“). Und wir hätten auch gern was zum Lachen gehabt. So kam's aber nicht. Vielmehr diente die Idee nur als Mittel zum Zweck für eine tango- traurig verquirlte Melange aus „Vor Sonnenuntergang“ (Gerhard Hauptmann), „Lieben Sie Brahms?“ (Françoise Sagan) und „Ginger & Fred“ (Federico Fellini): Peinliches Altstar-ABM als Geburtstagsgabe für zwei Siebzigjährige. Für Nadja Tiller vor allem, die, gut geliftet und schwer weichgezeichnet, bot, wofür sie einst dem deutschen Nachkriegskino gut war: die Grande Dame vom Dienst. Dabei soufflierte ihr ein Günther Schramm, der inzwischen selbst mit grauen Schläfen über einen Butler- Habitus nicht mehr hinauskommt. Kaum zu retten war der schlichte Plot um ein Ex- Tanzpaar der frühen 50er, das ein paar heutigen Provinz-Jungmännern Benimm und Casanova-Künste der 20er beibringen will – wenngleich sich Regisseur Uwe Janson sichtlich mühte. Er versuchte es mit allerlei Blend-, Trick- und Schnittwerk und einer verwegenen Musik-Mixtur aus Bandoneon, Naidoo und Twenty Fingers. Doch das Buch sah eher matte Herzen vor. Und das hatte sich Doris J. Heinze, im Hauptberuf Fernsehspielchefin des NDR, aus dem Gemüt gedrechselt. Wieso jene Dame immer so traurig guckt, ist indes schon beantwortet: mit den Hape-Kerkeling-Flops „Willi und die Winzors“ und „Club Las Piranhas“, für die sie ebenfalls verantwortlich war. Ulla Küspert
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