■ Standbild: Alles gefaked?
„Die Mülldetektive“, Fr., 21.15 Uhr, ZDF
Auf der Reeperbahn morgens um halb sieben. Wenn die letzten Halblebendigen einen Absacker nehmen, bricht für Ede (57) und Michael (47) die wichtigste Arbeitszeit des Tages an. Sie jagen jene Bösen, die ihren Abfall nicht ordnungsgemäß entsorgen, sondern am nächstbesten Pfeiler abstellen. Darum wühlen die Detektive in blauen Säcken, suchen nach Indizien, die zum Täter führen, z. B. Briefe, Flugtickets, Kontoauszüge.
Ede und Michael müssen zur Stelle sein, bevor ein Müllwagen die Säcke einsammelt. Oder bevor die Obdachlosen ihr Frühstück aus dem Abfall fischen, woraufhin sich dann ein paar Touristen – eigentlich die größten Ferkel, aber das nur nebenbei – im Rathaus beschweren.
Solche Müllpolizisten gibt es nur in Hamburg, und das war für Steffen Schneider Anlaß genug, die beiden zu begleiten. Die Arbeit ist hart, denn die Sünder sind uneinsichtig, und besonders der Kiez ist – Potztausend! – „ein heißes Pflaster“. Aber Ede „hadde 'ne harde Jugend“, weshalb er jetzt vor niemandem mehr Angst hat.
Einmal ist Schneiders Team dabei, wie Ede und Michael abends bei einem Container auf Unratablader lauern. „Um halb zehn knackt es im Unterholz“, doch es ist nicht der erwartete große Gauner, sondern nur ein Laubenpieper. Frust allerseits.
Die Reportage wurde zunehmend absurder, da war die Rede von einem Infrarotscheinwerfer für 30.000 Mark und einer „taktischen Karte“, die Aufschluß gibt, wo die Müllkriminalität am größten ist. Alles gefaked? Doch dann sahen wir in Edes Augen und wußten: Hier ist nichts gespielt. Ede strahlte eine Siegesgewißheit aus, die der Ex-BKA-Chef Horst Herold einst in die berühmten Worte kleidete: Wir kriegen sie alle. René Martens
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