Stadtplanung: Später Protest gegen das Pflaster an der Ecke
Eine Bürgerinitiative kämpft gegen die Entstehung eines Stadtplatzes in Prenzlauer Berg. Die Anwohner wünschen eine Grünfläche. Doch der schon 1993 geplante Umbau des Platzes ist bereits so gut wie abgeschlossen
Zuerst hatte Leonie Lentz sich auf den neuen Platz in Prenzlauer Berg gefreut. Täglich schob die 40-jährige Mutter ihre zweijährige Tochter im Kinderwagen an der Stargarder Straße, Ecke Dunckerstraße vorbei, wo seit der Wende zwei Garagen ihr Dasein zwischen wuchernden Büschen fristeten. Als jedoch im Frühjahr die Bauarbeiten begannen und sich das vernachlässigte Areal in einen bepflasterten Stadtplatz verwandelte, war die Enttäuschung groß. "Dabei werden doch Grünflächen viel genutzt", sagt die Mutter unzufrieden.
Mit ihrem Unmut ist sie nicht allein. Vor sechs Wochen haben Anwohner die Bürgerinitiative "Wir können auch grüner" gegründet, die nun vehement die Umgestaltung des Platzes fordert. Doch der ist schon so gut wie fertig.
"Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen", kommentiert ein Anwohner. Denn der gepflasterte Platz sollte eigentlich schon im Juli fertig sein. Die neu gegründete Bürgerinitiative kämpft dennoch - mit Trommeln und Unterschriftenliste. "Dem Bezirksamt", sagt Mitinitiatorin Kathrin Ebert, "geht es um die Betriebskosten." Der Unterhalt eines bepflasterten Platzes sei eben erheblich günstiger als die Pflege von Pflanzen. Auch die schon existierenden Grünflächen und Spielplätze in der Gegend um die Stargarder Straße sind für Ebert kein Argument, das einst vernachlässigte Areal in "eine Betonwüste" zu verwandeln. "Bei schönem Wetter sind die grünen Plätze hoffnungslos überlastet", sagt Ebert.
Doch die Entscheidung über das 1.500 Quadratmeter große Areal fiel bereits im Jahre 1993. Damals entschieden die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das zuständige Bezirksamt sich für die Realisierung eines Stadtplatzes. Und das bedeute einen größeren Anteil an Bepflasterung, erklärt Walter Schläger, stellvertretender Leiter des Pankower Umweltamtes.
Ohnehin gingen die Verantwortlichen lange Zeit von einem "stillschweigenden Einverständnis" der Anwohner aus. Zu einer Info-Veranstaltung im Mai 2006 fanden lediglich wenige Bürger den Weg. "Wie auch?", höhnt Ebert. Die Veranstaltung sei nur eine Woche im Voraus angekündigt worden, und das auch nur am Areal selbst, wirft sie den Verantwortlichen vor.
Der Mann vom Umweltamt führt die geringe Resonanz auf ein fehlendes Interesse der Anwohner zurück. "Ein Stadtplatz ist eben kein Reizthema", sagt Schläger. Auch bei der Informationspolitik will er keine Fehler eingestehen. Bei gleicher Vorgehensweise sei die Beteiligung der Bürger bei ähnlichen Projekten ungleich höher.
Für Verwirrung bei den Anwohnern sorgt indes eine aufgestellte Schautafel mit grünen Streifen, die als Rasenstück interpretiert werden. "Dies", räumt Schläger ein, "gibt durchaus Raum für Spekulationen." Doch das "linde Grün" sei eher künstlerische Gestaltung des Architekten als tatsächliche Planung. Die Forderungen der Bürgerinitiative nach Rückbau hält Schläger angesichts der Kosten für nicht vermittelbar: "Wir können über Nuancen reden." An der Platzgestaltung werde sich aber nichts ändern.
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