Stadtplanung am Checkpoint Charlie: Museum oder Freiraum?

Lange Zeit plante Berlins Kultursenator Klaus Lederer am Checkpoint Charlie ein Museum des Kalten Krieges. Das wird nun aber infrage gestellt.

Der Checkpoint Charlie von oben

Links Stadtplatz, rechts Museum. Oder doch nicht? Foto: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm

Auch Theresa Keilhacker hat sich zu Wort gemeldet. „Wir diskutieren schon lange darüber, welche Art der Erinnerung am Checkpoint Charlie am besten ist“, sagt die Präsidentin der Berliner Architektenkammer. „Ein Museumsbau muss nicht unbedingt dazugehören.“ Die leergeräumte Fläche am ehemaligen Grenzübergang sei selbst schon ein Erinnerungsort.

Am Dienstag hat Finanzsenator Daniel Wesener bekannt gegeben, dass das Land zwei Teilflächen am Checkpoint Charlie kaufen will. Eine entsprechende Vereinbarung sei mit dem Insolvenzverwalter erzielt worden, der seit 18 Jahren über den Grundstücken rechts und links der Friedrichstraße wacht.

Damit ist der Weg frei, den im Jahr 2020 verabschiedeten Bebauungsplan umzusetzen. Der sieht nicht nur einen Stadtplatz vor, sondern auch einen „Bildungs- und Erinnerungsort“. Wenn der Senat und das Abgeordnetenhaus zustimmen, werden beide Flächen dafür bald dem Land Berlin gehören.

Open-Air-Elemente

Aber bedeutet „Erinnerungsort“ automatisch „Museum“? Nicht nur Theresa Keilhacker stellt sich diese Frage, sondern auch der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Julian Schwarze. Er sagte der taz, dass ein Bildungs- und Erinnerungsort auch ohne Neubau entstehen könne. „Die bisherige Ausstellung zeigt, dass man da auch mit Open-Air-Elementen arbeiten kann“, sagt Schwarze der taz.

Die Kulturverwaltung von Senator Klaus Lederer (Linke) spricht dagegen von einer „räumlichen Gestaltung des Ortes“, derer es bedürfe. Sie hat das Museum des Kalten Krieges noch nicht aufgegeben.

Für die Zukunft des Checkpoint Charlie ist die Debatte, die nun aufflammt, eine gute Nachricht. Und sie darf auch ruhig ein wenig Zeit für sich in Anspruch nehmen. Denn vor einer Umgestaltung des Platzes wird es noch einen Architekturwettbewerb und ein Dialogverfahren geben, in dem es ganz konkret um Architektur und Nutzung geht. Und auch darum, was ein privater Investor, mit dem der Senat die restlichen Flächen entwickeln will, konkret bauen will.

Das Museum des Kalten Krieges ist deshalb noch lange nicht vom Tisch. Allerdings muss es nicht nur ein Konzept vorlegen, das nicht nur die Kosten rechtfertigt, die auf das Land Berlin mit einem Neubau zukommen. Es muss, und das ist neu, auch rechtfertigen, warum für einen „Erinnerungsbau“ Flächen eines bestehenden „Erinnerungsortes“ geopfert werden sollen.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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