Stadtentwicklung: Steglitz wird Luxus
Ein Investor will den Steglitzer Kreisel bis 2017 zum Wohntower für 185 Edelwohnungen umbauen. Die Asbestsanierung zahlt das Land.
Das Berliner Skandalhochhaus Nummer eins, der Steglitzer Kreisel, hat einen Investor und soll bis 2017/18 zum Wohntower umgebaut werden. Die CG Gruppe, ein Immobilien- und Projektentwicklungsunternehmen in Berlin und Leipzig, und das Land Berlin stehen jetzt vor dem Vertragsabschluss für den asbestverseuchten Büroturm. „Wir werden den Steglitzer Kreisel neu gestalten“, sagte Christoph Gröner, Geschäftsführer der CG Gruppe, der taz. Der notarielle Kaufvertrag sei vorbereitet und werde in den nächsten „vier bis sechs Wochen“ unterschrieben. Ein Bauvorbescheid des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf liege vor.
In der Vergangenheit waren zahlreiche Umnutzungsideen für den 120 Meter hohen Kreisel gescheitert, zuletzt der Vorschlag, das Hochhaus in einen Self-Storage-Tower umzufunktionieren.
Hochhaus liege im Trend
Laut Gröner plant die CG im Hochhaus, die bisherigen rund 22.000 Quadratmeter Bürofläche für 184 Wohnungen umzugestalten. Dafür werde der Steglitzer Kreisel ab 2016 umgebaut und Raum für Wohnungen zwischen 40 und 250 Quadratmeter sowie eine moderne Glasfassade mit Balkonen und Loggien geschaffen. Für den Kauf einer Eigentumswohnung – entsprechend ihrer Größe, Ausstattung und des Ausblicks – müssen zwischen 3.000 und 5.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Luxusappartments oder das Penthouse im 24. Stock kosten „wegen der Supersicht“ wohl bis zu 7.000 Euro.
Sorge vor Leerstand oder einer neuerlichen Kreisel-Pleite hat Gröner nicht: Im Hochhaus zu wohnen liege „im Trend“. Was stimmt: Am Alexanderplatz und in Neukölln entstehen Wohntürme, die CG selbst plant, neben dem Kreisel auch das Postbank-Hochhaus umzugestalten.
Irina Dähne, Sprecherin des Liegenschaftsfonds, bestätigte die positiven Verkaufsgespräche. Den Kaufpreis für das Objekt nannte Gröner nicht, das gesamte Investitionsvolumen für Kauf und Renovierung des Kreisels werde aber bei rund 180 Millionen Euro liegen – ohne die notwendige Asbestsanierung.
Genau diese übernimmt weiterhin das Land Berlin, der Asbest soll bis 2016 „raus“ sein, wie die BIM, Berlins Immobilienmanagement GmbH, auf taz-Anfrage mitteilte. Die Kosten sollen aber – statt der anfangs veranschlagten 30 Millionen Euro – infolge von günstigeren Angeboten durch neue Ausschreibungen nun 20 Millionen Euro betragen, so BIM-Sprecherin Katja Cwejn.
Der 24 Stockwerke hohe Kreisel, in dem das Bezirksamt Steglitz seinen Sitz hatte, war 2007 wegen starker Asbestgefährdung geschlossen worden. Die 875 Mitarbeiter des Bezirksamts mussten ausziehen, seither steht der Turm leer, sein „Fuß“ wird als Ladenzeile weiter genutzt. Nach Abriss-Überlegungen 2008 entschloss sich das Land Berlin für eine Asbestsanierung. Diese begann 2013, stockte aber zwischenzeitlich. Der Verkehrswert des Turms, so schätzten Immobilienexperten, liegt bei rund 12 Millionen Euro.
Erbaut wurde das Skandalhochhaus für ein Vielfaches. Die Bausumme kletterte zwischen 1969 und der Fertigstellung 1980 von 80 auf 325 Millionen D-Mark – alles Geld aus öffentlichen Kassen.
Die CG-Immobiliengruppe will außer dem 24 Stockwerke hohen Turm auch den großen Sockel mit den zahlreichen Gewerbenutzungen sowie das Parkhaus vom Eigentümer Becker & Kries kaufen und umbauen. Insgesamt umfasst das Bauensemble 48.000 Quadratmeter Fläche, 40 Prozent davon wären nach der Renovierung Wohnnutzungen. Die Gewerbemieter im Sockelbereich, darunter der Outdoor-Laden Globetrotter, sollen nach dem Willen der CG weiter im Kreisel bleiben.
Sauer werden nun wohl die Piraten sein. Die Piratenfraktion des Bezirks hatte gefordert, den Kreisel entweder als Studentenwohnheim oder für betreutes Wohnen sowie teilweise wieder als Bezirksamt wiederzueröffnen. Kauf- oder Mietpreise im „obersten Segment“ oder Luxuswohnungen lehnten sie ab.
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