Stadt im Regen: Donnerwetter!
Schwere Gewitter versetzen Berlin am Samstag erneut in den Ausnahmezustand. Für Pilze ist das Klima prima.
Am Samstagnachmittag konnte man kurzzeitig den Eindruck bekommen, der Himmel falle einem nun doch auf den Kopf. Schwere Gewitter versetzten Berlin in den Ausnahmezustand. Bäume stürzten um, Straßen wurden vom vielen Regen überspült, Keller liefen voll. Zwischen 15 und 21.30 Uhr rückte die Feuerwehr zu 435 wetterbedingten Einsätzen aus, sagte ein Sprecher. Die Seilbahn der Internationalen Gartenausstellung in Marzahn musste 50 Minuten pausieren. Am Sonntag krachte es vielerorts erneut. Verletzt wurde bei den Unwettern offenbar niemand.
Vor allem im Norden und Osten der Stadt gab es für die Feuerwehr am Samstag viel zu tun. In Charlottenburg brannte der Dachstuhl eines sechsgeschossigen Wohn- und Geschäftshauses in der Nehringstraße. Vermutlich war dort der Blitz eingeschlagen. An den Flughäfen kam es zu Verspätungen und Umleitungen. Sechs Flugzeuge mit Ziel Schönefeld wichen nach Hannover und Rostock-Laage aus. Hunderte Passagiere, die nach Berlin wollten, mussten in Busse umsteigen oder bis zum Sonntagmorgen ausharren.
Auch der S- und U-Bahn-Verkehr lief nicht rund. Die Linien S2 und S8 wurden zwischen Pankow und Blankenburg unterbrochen – wegen großer Äste auf den Gleisen. Am U-Bahnhof Birkenstraße in Moabit hielten zeitweise keine Züge mehr, Wasser hatte sich auf dem Bahnsteig angesammelt.
Union abgesoffen
Pech für die Anhänger des FC Union: Das Testspiel des Fußball-Zweitligisten gegen den englischen Zweitligisten Queens Park Rangers wurde wegen des starken Regens schon nach 13 Minuten unterbrochen – und nach 30 nassen Warteminuten schließlich ganz abgebrochen. Der Verein will das Spiel am Montagabend nachholen.
Erst Ende Juni war in Berlin ein Jahrhundertregen niedergegangen. Damals hob die Feuerwehr den Ausnahmezustand nach etwa 24 Stunden wieder auf. Insgesamt wurden die Einsatzkräfte zu 1.750 Einsätzen gerufen, zumeist ging es um vollgelaufene Keller und U-Bahn-Stationen.
Sommer fühlt sich anders an. Die meisten Berlinerinnen und Berliner dürften sich über dieses Sauwetter ärgern. Andere freuen sich: Der viele Regen in den vergangenen drei Wochen und die niedrigen Temperaturen lassen in den Wäldern Brandenburgs die Pilze sprießen, sagt der Pilzsachverständige Wolfgang Bivour. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass wir je so ein Wachstum zu dieser Zeit hatten.“ In besonders großen Mengen gedeihen Bivour zufolge derzeit Täublinge, Pfifferlinge, Sommersteinpilze, Hexenröhrlinge, Maronen und Champignons.
Gute Aussichten, leider wieder nur für Pilze und Pilzfreunde: Am Montag soll es zwar weitgehend trocken bleiben. Für Dienstag und Mittwoch ist aber schon der nächste Regen angekündigt. (mit dpa)
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