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Staatskrise in ItalienDie Mumie kehrt zurück

Die italienische Staatskrise ist ein Dauerzustand, aus dem ausgerechnet ein altbekannter Dilettant sein Land mal wieder erretten will: der Hallodri Silvio Berlusconi.

Wieder präsentiert er sich großmäulig als "Retter des Landes"': Silvio Berlusconi. Bild: reuters

ROM taz Leicht irritiert schaute die Welt auf Italien, lange ist es her, es war Anfang 1994. Da schickte sich ein bis dato nur durch ebenso seichte wie erfolgreiche TV-Programme auffällig gewordener Medienunternehmer an, mal eben die Politik seines Landes umzukrempeln: Silvio Berlusconi. Auf die Schnelle gründete er sich eine Partei, die auf nicht weniger als den Fußball-Schlachtruf "Forza Italia" - "Italien vor!" - hörte. Auf die Schnelle gewann er dann die Wahlen, nachdem er sich großmäulig als Retter des Landes präsentiert hatte, auf die Schnelle vergeigte er aber auch seinen Erfolg; im Dezember 1994 wurde er per Misstrauensvotum gestürzt, ganz wie jetzt Prodi.

Ein leicht degoutanter Dilettant - das war der Befund ganz Europas, das sich über sein rasches Scheitern gar nicht wunderte. Doch jetzt ist Silvio wieder da; lange schon weg vom Fenster sind dagegen jene mit allen Wassern gewaschenen Profipolitiker, denen er 1994 auf Europa- und Weltgipfeln die Hände geschüttelt hatte: Aznar, Kohl, John Major, Bill Clinton etc. Wieder einmal, wie schon bei Berlusconis zweitem triumphalen Wahlsieg im Jahr 2001, fragt alle Welt erstaunt: Wie macht er das bloß? Und welcher Teufel reitet die Italiener? Warum kehren sie immer wieder reumütig zurück zu diesem Gernegroß, der sich immer mal wieder zum besten Politiker weltweit erklärt ("Keiner kann mir das Wasser reichen"), und - in einem seltenen Anflug von Bescheidenheit - zum zweitbesten Unternehmer (gleich hinter Bill Gates)?

Die Antwort ist überraschend einfach: Die Italiener haben sich nie von ihm abgewandt. Auch bei Prodis erstem Wahlsieg 1996 stimmten 52,5 Prozent für die Rechte - und die verlor damals nur, weil sie gespalten angetreten war. Und selbst bei Berlusconis Abwahl 2006 heimste der in der Kammer 49,7 Prozent ein, gerade einmal 25.000 Stimmen weniger als Prodi, hatte er im Senat sogar 50,1 Prozent; nur die Fußnoten im Wahlrecht sorgten seinerzeit für eine hauchdünne Mehrheit Prodis auch in diesem Haus.

Der reichste Mann Italiens hat es trotz seiner zwölf Villen und Schlösser eben geschafft, sich zugleich zum volksnahsten Politiker Italiens zu stilisieren. Politiker? Schon bei diesem Wort zuckt Silvio zusammen - und schon das macht ihn volksnah. "Politikaster" pflegt er "die anderen" zu nennen, und er hat sich ins "Politiktheater" bloß begeben, um als "Mann der Tat" mit jenen "Schwätzern" aufzuräumen, die "nie etwas Richtiges gelernt", "nie etwas geleistet haben".

Er dagegen: aus dem Nichts erst Bauunternehmer geworden, dann das größte Medienkonglomerat hochgezogen, nebenher noch den AC Mailand gekauft und aus tiefer Krise an die Weltspitze geführt. Erst recht funktionierte Berlusconis Populismus, weil er ihn ideologisch geschickt unterfütterte, gegen die in Italiens konservativ-katholischen Krisen immer noch gefürchteten "Kommunisten".

Auch jetzt hat er wieder ein schönes Versprechen: die völlige Abschaffung der Grundsteuern. Das gefällt in einem Land, in dem 80 Prozent der Familien im Eigenheim wohnen. Und das hilft, die im Ausland so gern debattierten Geschmacks- genauso wie die Grundsatzfragen für zweitrangig zu halten, von Lifting und Haartransplantation über die dick aufgetragenen Lügen ("Unter mir hat Italien wieder Respekt in der Welt erworben") zu den billigen Inszenierungen seiner Forza Italia, die nie einen echten Parteitag erlebte - weil sie ihn nicht braucht, da alle Programm- und Pöstchenfragen sowieso schon von Silvio entschieden sind -, dafür aber ein bisschen Amerika spielt, mit "Conventions" und so.

Unamerikanisch ist Berlusconi nur auf einem Feld: der Justiz. Noch ein Versprechen hat Berlusconi nämlich jetzt gegegeben, zuallererst wohl sich selbst: Die Justiz will er "grundlegend reformieren", sprich: die Staatsanwälte endgültig an die Leine legen.

Doch auch das stört seine Wähler nicht: Sie glauben schon lange, ihr Idol werde, mit all den über die Jahre gegen ihn angestrengten Prozessen, bloß von "roten Roben" schikaniert.

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