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Staatsbesuch unter schlechtem Stern

■ Shamir stößt mit seiner Ablehnung einer Nahost-Friedenskonferenz in Rom nicht auf Gegenliebe / Gespannte Beziehungen auch zum Vatikan und den italienischen Gewerkschaften

Rom (rtr) – Der israelische Ministerpräsident Shamir hat für seine Nahost-Politik in Italien kein Echo gefunden. Regierungsvertretern in Rom zufolge machte der italienische Präsident Cossiga in einem Gespräch mit Shamir am Montag abend deutlich, daß Italien den Plan einer internationalen Nahost-Friedenskonferenz unterstützt. Shamir dagegen habe seine ablehnende Haltung zu diesem Vorschlag bekräftigt. Der israelische Regierungschef bleibt drei Tage in Italien. Die römischen Behörden haben für den Shamir-Besuch strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Scharfschützen der italienischen Polizei lagen auf den Dächern der Gebäude des Flughafens Fiumicino. Hubschrabuer überwachten die Ankunft aus der Luft, während israelische Sicherheitsbeamte die Ankunftshalle sicherten.

Anders, als bei Besuchen von Regierungschefs in Rom sonst üblich, wird Shamir nicht mit Johannes Paul zusammenkommen. Der Vatikan und Israel unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Der Vatikan ist mit dem Status Jerusalems als israelischer Hauptstadt nicht einverstanden und unterstützt außerdem die Forderung der Palästinenser nach nationaler Selbstbestimmung. In den vergangenen Wochen waren der jordanische König Hussein und Ägyptens Präsident Mubarak vom Papst empfangen worden. In politischen Kreisen hieß es, die Aufmerksamkeit, die der Vatikan den arabischen Gästen darüber hinaus gewidmet habe, habe Israel irritiert.

Eine für Dienstag vorgesehene Begegnung mit den Führern der drei großen ialienischen Gewerkschaftsbünde sagte Shamir kurzfristig ab. Beobachter sahen darin eine Reaktion darauf, daß die Chefs der Gewerkschaften besonders aktiv bei der Vorbereitung eines Solidaritätsmarsches für die Palästinenser waren, an dem am Sonnabend in Rom 50.000 Menschen teilgenommen hatten.

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