Staatsanwalt zu Brüsseler Dschihadisten: Weiterer Paris-Anschlag war geplant
Eigentlich wollten die belgischen Attentäter erneut in Frankreich zuschlagen. Aufgrund des Fahndungsdrucks fand ihre Attacke dann in Brüssel statt.
Brüssel dpa/ap | Die islamistischen Attentäter von Brüssel haben nach Erkenntnissen der belgischen Ermittler zunächst einen weiteren Anschlag in Paris geplant. Angesichts des immensen Fahndungsdrucks sei den Extremisten aber die Zeit davon gelaufen, so dass sie sich für Brüssel als Anschlagsziel entschieden, teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntag mit.
Bei den Anschläge auf den Brüsseler Flughafen und in einem U-Bahn-Wagen hatten die Terroristen am 22. März 32 Menschen getötet. Bei der Terrorserie von Paris töteten mehrere Terrorkommandos am 13. November 130 Menschen.
Gegen den am Freitag festgenommenen Mohamed Abrini wurde der Mitteilung zufolge von einem Untersuchungsrichter formell Haftbefehl erlassen. Dem 31-jährigen Belgier werden terroristische Morde, versuchte terroristische Morde und Teilnahme an Aktivitäten einer Terrorgruppe vorgeworfen. Abrini war als der auf Videoaufnahmen vom Flughafen zu erkennende „Mann mit Hut“ identifiziert worden.
Trotz des Fahndungserfolgs sieht die belgische Regierung die Terrorgefahr noch nicht gebannt. „Es gibt vielleicht noch andere Zellen, die noch auf unserem Gebiet aktiv sind“, sagte Innenminister Jan Jambon dem Sender RTL. Es herrscht weiter die zweithöchste Terrorwarnstufe.
Zu Abrini erklärten die belgischen Ermittler, seine Fingerabdrücke und DNA seien in einem Renault Clio entdeckt worden, der für die Pariser Anschläge genutzt wurde. Spuren von ihm wurden den Angaben zufolge zudem in einer Brüsseler Wohnung gefunden, in dem der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam Unterschlupf fand.
Dieser galt als Mitglied des Pariser Terrorkommandos und war wenige Tage vor den Brüsseler Anschlägen in der belgischen Hauptstadt gefasst worden. Ihm droht die Auslieferung nach Frankreich. Abrini soll seit Kindertagen mit Salah Abdeslam und dessen Bruder Brahim befreundet gewesen sein, der sich in Paris in die Luft gesprengt hatte.
Abrini soll auch Verbindungen zum Pariser Terrorverdächtigen Abdelhamid Abaaoud gehabt haben, der bei einem Polizeieinsatz am 18. November ums Leben kam.