: Staarck Männer echt staarck
■ betr.: „Splittergruppen beim Splat terfinale“ von Detlef Kuhlbrodt, „Viele kluge Männer“ von Ulf Erdmann Ziegler, taz vom 19.2. 98
Ich wünsche mir entschieden mehr den 70er-Jahre-Feminismus zurück, wenn ich so bescheuerte Nachrufe auf Ernst Jünger lese, die sich darin gefallen, soldatisch den Verächter der Demokratie zu achten.
Mutig auch Detlef Kuhlbrodts Katharsis-Verständnis: Kichern als Erleichterung, wenn mann bei Gewaltsplatterfilmen nicht weggucken mag. Toll auch der Erdmann Ziegler, Ulf, der in seiner Filmbesprechung von „war zone“ sich von all den seiner Meinung nach klugen Männers bestens repräsentiert fühlt. Klar doch, ihr erotischer Code beschränkt sich ja auch darauf, wenn in Horde, den Längsten zu behaupten. Dabei fand ich den Film auch an manchen Stellen problematisch kokett. Das Motiv war aber ersichtlich. Um nicht etwa als lesbische Rächerin mißgedeutet zu werden, präsentierte sich die Filmautorin Maggie Hadleigh-West gar zu sehr als Heterosexuelle. Da aber reagieren die nichtschwulen Erdmänner im Film genauso allergisch wie ihr taz-Verstärker. Das wäre ja noch schöner, wenn die Frauen sich gar erfolgreich anmaßten, den Straßencode der Anmache zum heterosexuellen Thema zu machen. Dagegen sind die staarckk Männer echt staarckk. Echt klasse. Halina Bendkowski
Ein gelungenes Beispiel für männliche Überheblichkeit und Unbewußtheit. Ulf Erdmann Ziegler versucht, der Regisseurin Maggie Hadleigh-West Unfähigkeit und Unprofessionalität nachzuweisen, indem er ihr unterstellt, sie stelle stereotype, impertinente Fragen, besitze keine Selbstironie usw. [...]
Der Autor spricht der Regisseurin ihre Empfindungen ab. Er behauptet, besser zu wissen als sie selbst, in was für Situationen sie sich befindet. Er behauptet, die Straße ist nicht so gefährlich, wie die Autorin sie darstellt. Die Gefährlichkeit wird objektiv bewertet? Von dem Autor? Er macht sich darüber lustig, daß sie sich sexuell belästigt fühlt, weil sie gefragt wird, wie es ihr geht. Können die armen Männer sich nicht besser artikulieren? Oder warum pfeifen sie, wenn sie fragen wollen, wie es ihr geht? Zuallerletzt will er ihr noch weismachen, daß die Belästigungen eigentlich Komplimente seien.
Die Antwort darauf, warum die Männer in New York nun klug sein sollen, wie er in der Überschrift tönt, bleibt der Autor schuldig. Ein Versuch, den Angriff der Frau abzuwehren? Ein Versuch, sie lächerlich zu machen, um sie zum Schweigen zu bringen?
Ich bin enttäuscht, daß die taz solchen unbewußten Männern eine Chance gibt, ihre Meinung in die Welt zu plärren. Feuert ihn! Spendiert ihm eine Therapie, damit er sein männliches Selbstbewußtsein stärken kann! Stefanie Hille, Berlin
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