St.-Pauli-Präsident über Investitionen: „Bitte keine Rattenrennen“
Der FC St. Pauli hat bei der DFL den Antrag gestellt, die 50+1-Regel beizubehalten. Das kam durch, aber von einem Erfolg will niemand sprechen.
taz: Die Deutsche Fußball-Liga hat die 50+1-Regel festgeschrieben. Ein Grund zum Jubeln?
Oke Göttlich: Nein, es ist der Start einer ernsthaften Debatte darüber, welche finanziellen Unwuchten durch unklare Verbandsregularien entstanden sind, die den sportlichen Wettbewerb der Bundesliga beeinflussen und verzerren.
Hat der DFL-Beschluss juristisch überhaupt Bestand?
Die Rechtsprechung ist keineswegs so eindeutig, wie es immer als Bedrohung formuliert wird. Als Nichtjurist stellt sich für mich die einfache Frage, wie es im kapitalistischsten Sportmarkt der Welt, den USA, unter Kartell- und wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten sehr wohl möglich ist, den Wettbewerb durch Systeme wie den Salary Cap und das Draft-System zu regulieren?
Dies sind spannende Fragestellungen, denen sich bisher noch nicht strategisch gewidmet wurde. Und auch noch mal an alle, die jetzt eine Bedrohung durch eine mögliche Klage sehen: Mit Herrn Kind setzt seit neun Jahren ein Vertreter eines Gesellschafters der DFL die Liga mit einer Klageandrohung unter Druck. Das hat sich also seit gestern nicht geändert.
Kann eine Profiliga, die so Investoren abweist, international mithalten?
Oke Göttlich, 42, ist Präsident des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli
Wir tun immer so, also ob wir bei Beibehaltung von 50+1 Investoren ausschließen würden. Das ist doch Humbug. Zahlreiche Klubs haben doch bereits angefangen, bis zu einer Grenze Partner aufzunehmen. Einige mit Erfolg, viele andere in Europa mit kritischen Folgen.
Bei Barcelona und Real Madrid sehe ich als mitgliedergeführte Vereine auch keine komplette Erfolgslosigkeit. Und ganz generell sei gesagt, wir sollten uns mehr um einen spannenden Wettbewerb bemühen, als um das Rattenrennen um den potentesten Investor.
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