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Spuren des Zerstörten

Die Ausstellung „Painting to Remember – Zerstörte deutsche Synagogen“ gastiert in Lübeck

Ausgelöschtes in Brauntönen: die Synagoge in der Kölner Glockengasse (2008) Foto: Abb.: Alexander Dettmar

Von Alexander Diehl

1994 besuchte Alexander Dettmar das mecklenburgische Güstrow. Er hatte den Dom gemalt und wollte nun dorthin, wo einst die Synagoge stand – bis 1938, wie in so vielen deutschen Orten. Weil er nicht einmal eine Hinweistafel vorfand, beschloss der Maler: „Ich male euch die einstige Synagoge genauso groß wie den Dom.“

Auch wenn er 1992 bereits seine allererste Synagoge gemalt hatte: Es gibt keinen Grund, an diesem Schlüsselmoment zu zweifeln, denn mit dem ausradierten Gotteshaus von Güstrow begann eine bis heute andauernde Beschäftigung mit der Lücke, mit dem zu Betrauernden. Dettmar, 1953 in Freiburg im Breisgau geboren, lebt in Berlin, aber vor allem ist er unterwegs. Und hat inzwischen mehr als 150 ehemals existierende jüdische Sakralbauten gemalt – wem das viel erscheint: In der zentralen Pogromnacht am 9. November 1938 brannten im damaligen Deutschen Reich mehr als 1.400 Gebäude, weitere wurden später zweckentfremdet oder abgerissen. Es gäbe also, wenn es um Vollständigkeit ginge, noch viel zu tun für Dettmar.

Der genießt einen Ruf als Architekturmaler – im Fall nicht mehr vorhandener Architektur eine besondere Herausforderung. Was er aus den zum Verschwinden gebrachten Bauten macht, ist unterschiedlich interpretiert worden: Sind es „starke, beinah wehrhafte Festungen innerhalb der städtischen Umgebung“, wie sie das Historische Museum Bamberg mal ankündigte? Oder prägen diese durchweg in Erdfarben gehaltenen Bilder nicht der Verlust und die Trauer?

Ach ja: 1994, das war auch das Jahr, in dem erstmals seit dem Krieg wieder ein Brandanschlag auf eine deutsche Synagoge verübt wurde – in Lübeck. Auch auf Initiative der dortigen Liberalen Jüdischen Gemeinde hin, sind Dettmars Bilder nun für zwei Monate in der Stadt zu sehen.

Vernissage: heute, Mittwoch, 14. 7, 18 Uhr, Lübeck, St. Marien; Ausstellung bis 15. 9.

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