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Sprinterin Alina AmmannBiss und Wille

Sprinterin Alina Ammann ist nach vielen Verletzungspausen zurück in der Spur. Kann sein, dass sie „Sportlerin des Jahres in Schleswig-Holstein“ wird.

Möchte kommendes Jahr Rekorde knacken: Sprinterin Alina Ammann Foto: Chai v.d. Laage/Imago

Hamburg taz | Wenn die 800-Meter-Sprinterin Alina Ammann auf das zu Ende gehende Jahr zurückschaut, ist sie voller Freude: „Nach fünf Jahren sich immer wieder abwechselnder Krankheit und Verletzung infolge Pfeifferschen Drüsenfiebers konnte ich 2023 endlich wieder im Training durchziehen und auf der Bahn durchstarten.“

Innerhalb weniger Wochen gelang der 25-Jährigen wieder das, was sie am besten kann: Rekorde knacken – ihre eigenen und die der anderen. Mit zwei Minuten, einer Sekunde und 42 Hunderstel bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel toppte sie nicht nur ihre persönliche Bestzeit, sondern wurde auch Deutsche Meisterin im 800-Meter-Sprint. Nun ist sie auch noch eine von fünf Sportlerinnen, die für die Auszeichnung „Sportlerin des Jahres in Schleswig-Holstein“ nominiert wurden. Am 19. Dezember wird bekannt gegeben, wer den Titel bekommt.

Schneller zu sein – als sie selbst und andere – das zeichnete die gebürtige Tornescherin schon als Kind aus. Früh fing sie an, ihren Papa auf dem Fahrrad zu begleiten, wenn er für seine Leichtathletikkarriere laufen ging. Mit acht Jahren wurde es der kleinen Alina dann aber zu langweilig, jetzt wollte auch sie mitlaufen. Nicht aber im Tempo ihres Vaters, denn das war ihr zu langsam. „Ich wollte schon damals einfach befreit laufen. Also lief ich meinem Vater davon“, erzählt die 25-Jährige heute. Wenig später gewann sie auf Anhieb den Stadtlauf in Tornesch. Seitdem ist für Alina Ammann klar: Sprinten ist nicht nur ihr Hobby, sie kann es auf Profi-Niveau.

Ammann lernte, auf ihr Wohlbefinden zu achten

Seither immer mit an der Seite der Profi-Leichtathletin: Ihr Vater und Trainer Michael Ammann. „Von Anfang an hat er darauf geachtet, dass ich nachhaltig aufgebaut und nicht durch den Leistungssport kaputtgemacht werde“, sagt Alina Ammann. Für diese Vorsicht ist sie dankbar. Denn erst mit der Zeit hat die Wahlhamburgerin gelernt, selbst auf ihr Wohlbefinden zu achten und dafür auch Grenzen zu ziehen. Helfen konnte ihr dabei ihr Masterstudium der Klinischen Psychologie und Psychotherapie in Hamburg: „Ich glaube, dadurch bin ich selbstreflektierter und versuche das umzusetzen, was ich auch Pa­ti­en­t:in­nen mitgebe“, erzählt die 25-Jährige.

„Während der Verletzungen in den letzten Jahren musste ich viel Geduld beweisen. Nicht trainieren zu können, war sehr frustrierend, einen Alltag ohne den Sport kann ich mir kaum vorstellen“, meint die 25-Jährige. Trotzdem schonte sie sich, kurierte die Verletzungen aus – aus dem Antrieb heraus, wieder auf die Bahn zu wollen. „Ich wusste, dass ich noch nicht mein volles Potenzial entfalten konnte. Dieser Glaube und Wille, dass da noch mehr geht, hat mich in den Verletzungspausen durchhalten lassen“, so die Sprinterin des Tornescher Vereins TuS Esingen.

Diese Willensstärke braucht Alina Ammann auch, wenn die letzten Meter auf der Bahn vor ihr liegen. Sie sind ein Kampf – gegen die eigenen Grenzen und das Gefühl, es gehe nicht mehr. Das ist, was sie am 800-Meter-Sprint so fasziniert: „Auf diesen Strecken werden die letzten Meter mit dem Kopf gelaufen. Da kann die Ausdauer noch so gut sein, am Ende sind der Biss und der Wille entscheidend“, sagt die 25-jährige Leichtathletin.

Ihr nächstes Ziel ist die, wie sie es sagt, „magische Grenze“ von zwei Minuten auf 800 Meter. Davon ist Ammann mit ihrer bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel aufgestellten Bestzeit nur noch eine Sekunde und 42 Hunderstel entfernt. „Wenn ich das schaffe, steigen die Chancen für mich auf die Europameisterschaft im nächsten Jahr – das wäre ein Traum.“

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