Springer zieht sich aus Pin AG zurück: Management will Postfirma kaufen
Minuten nach dem Bundestagsbeschluss gibt Springer bekannt, keine Mittel mehr in Pin zu stecken. Management steht als Käufer bereits. ProSieben-Verkauf deckt Verluste.
BERLIN taz Nach dem Mindestlohn-Votum hat die Axel Springer AG den Stecker beim Briefzusteller Pin AG gezogen: Vorstand und Aufsichtsrat hätten "beschlossen, keine weiteren Finanzmittel für die PIN Group bereit zu stellen", teilte Europas größtes Zeitungshaus Minuten nach der Bundestagsentscheidung mit. Springer hält mit 63,7 Prozent die Mehrheit an der Pin AG.
Pin-Chef Günter Thiel will nun im so genannten Management Buy-Out-Verfahren den Postdienstleister samt Management übernehmen. Er kündigte an, "Verhandlungen mit dem Mehrheitsgesellschafter" Springer aufzunehmen, man wolle "einen hohen zweistelligen Millionenbetrag" investieren. Springer erklärte, man sei bereit, den eigenen Anteil "an der Pin AG zu verwässern und die Mehrheit an der PIN Group abzugeben".
Der Konzern hatte in den letzten zwei Jahren nach eigenen Angaben 620 Millionen Euro in Pin Group investiert. Im Sommer hatte Springer für 510 Millionen Euro die Anteilsmehrheit übernommen - laut Experten ein überhöhter Preis. Bei der Pin AG arbeiten 9.000 Menschen, 900 Stellen standen bereits vor der gestrigen Entscheidung zur Disposition.
Für Springer ist das Pin-Debakel ein Schlag, insbesondere für den erfolgsverwöhnten Vorstandschef Mathias Döpfner. Der Konzern hatte schon im Vorfeld die Politik als Schuldige ausgemacht, in Springer-Blättern wurden die Mindestlohnpläne scharf kritisiert. Nach Presseberichten kommen auf den Verlag nun Abschreibungen von bis zu 600 Millionen Euro zu. Insider sehen in dem geplanten Management-Buy-Out deshalb ein abgestimmtes Vorgehen: Nur wenn Springer seine Anteile an der Pin AG los wird, können die Verluste abgeschrieben werden. Eine Gegenfinanzierung für die Bilanz steht bereits: am Dienstag hatte der Konzern überraschend seine Anteile an der TV-Gruppe ProSiebenSat.1 für 509 Millionen Euro verkauft.
Pin-Chef Thiel zeigte sich gestern vom "Geschäftsmodell und Erfolg des Unternehmens überzeugt". Die Politik müsse "nach Festsetzung des Blockadelohns" nun aber für "einigermaßen faire Wettbewerbsbedingungen auf dem Briefmarkt" sorgen.
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