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Spreepark droht ZwangsversteigerungHammer wartet auf die Dinos

Der einstige Vergnügungspark könnte für sehr wenig Geld zwangsversteigert werden. Viele Gläubiger würden dann leer ausgehen. Exbetreiber will nicht mitbieten.

Nicht nur Dinos, auch Schwangondeln müssen unter den Hammer Bild: dpa

Der geplante Verkauf des einstigen Spreeparks im Plänterwald kommt offenbar voran. Das Finanzamt Treptow-Köpenick hatte im vergangenen Jahr die Zwangsversteigerung des hoch verschuldeten Areals beantragt. Ihm schuldet die insolvente Spreepark GmbH gut 100.000 Euro. Ein Termin für die Zwangsversteigerung stehe zwar noch nicht fest, sagt Gerichtssprecher Ulrich Winner. Aber das Gericht habe Gutachten über den Wert des Spreeparks in Auftrag gegeben. Laut einem Bericht der Berliner Zeitung sei das in den 1990er-Jahren geschlossene Erbbaurecht gerade noch einen Euro wert. Das hätte zur Folge, dass im Falle einer Zwangsversteigerung alle Gläubiger mit Ausnahme des Finanzamts und des Gerichts auf ihren Schulden sitzen bleiben könnten.

Offiziell bestätigen will dieses vermeintliche Ergebnis des Gutachtens niemand. Es wäre aber nachvollziehbar: Sieht man von dem Wert der Natur ab, dann wurde bereits alles, was etwas wert war, zu Geld gemacht, um Schulden zu bezahlen. Viele Fahrgeschäfte sind abgebaut oder sie vermodern vor sich hin.

Insgesamt lasten Schulden zwischen 14 und 15 Millionen Euro auf dem Areal, das seit 1969 Vergnügungspark ist. Exbetreiber Norbert Witte hatte in den 1990er-Jahren hohe Bankkredite aufgenommen und das Geld in den Sand gesetzt. Seit Jahren bekommt das Land Berlin auch keine Pacht mehr, muss aber für Wachschutz, Müllbeseitigung und Schneeräumung aufkommen. Norbert Witte, der sich 2001 mit sechs Fahrgeschäften in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Peru abgesetzt hatte, wohnt wieder auf dem Gelände. Kostenlos in einem Wald mitten in Berlin, denn bei ihm ist nichts zu holen. "Aber in zwei oder drei Monaten ziehe ich hier aus", verrät er der taz. "Mir ist das hier zu stressig."

Unter dem Druck einer baldigen Zwangsversteigerung könnte es in diesem Jahr noch zu einem schnellen und billigen Verkauf des Spreeparks kommen. Denn dann würden die Gläubiger wenigstens einen Teil ihres Geldes erwirtschaften können. Anette Mischler vom Liegenschaftsfonds erklärt dazu: "Es gibt zwei Interessenten. Wir sind mit unseren Verhandlungen so weit wie noch nie."

Ein Interessent will einen Historienpark entwickeln, in dem man versunkene Kulturen wie Inka oder das alte Ägypten ausstellen will. Er hat sein Konzept bereits bei den Bezirksverordneten in Treptow-Köpenick vorgestellt und bekam überwiegend Zuspruch. Der Haken: Was für ein Investor sich hinter dem Projektentwickler verbirgt, ist nicht zu erfahren. Der zweite Interessent ist noch verschlossener. Die Presse soll weder seinen Namen noch sein Konzept kennen.

Die grüne Wirtschaftspolitikerin Lisa Paus ist darum skeptisch: "Ein Projektentwickler, der nicht verrät, welcher Investor hinter ihm steckt, ist nicht seriös." Sie fordert, dass das Land sich auf eine Zwangsversteigerung einlässt und mitbietet. "Dann sollte der Spreepark restauriert werden." Norbert Witte will nicht mitbieten. "Das ist nicht mehr mein Ding", sagt er.

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