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Sprecher des Bündnisses Aktiver Fußball-Fans Wilko Zicht"Wir haben Werder abgeraten"

Der Bremer Fan-Vertreter Wilko Zicht kritisiert nach der Panik beim Nordderby gegen den HSV die Bremer Polizei ebenso wie die Konzeption des Weserstadions.

Bremer Polizisten beobachten, wie HSV-Fans in den Gästeblock strömen, der einigen später zum Verhängnis wurde. Bild: dpa
Interview von Roger Repplinger

Herr Zicht, waren Sie Augenzeuge der Ereignisse im Weserstadion?

Das passierte in einem Bereich, der für Heimzuschauer nicht einsehbar ist.

Was hat die Panik unter den HSV-Fans ausgelöst?

Vermutlich hatten HSV-Fans aus dem Umland Sorge, dass sie im Bremer Hauptbahnhof zwar noch einen Zug nach Hamburg bekommen, aber dort ihre Anschlusszüge nicht mehr kriegen. Darauf muss die Polizei, müssen die szenekundigen Beamten, die im Block stehen, vorbereitet sein. Die müssen klären, dass Züge warten, und dann können sie die Fans beruhigen.

Das ist nicht passiert?

Offenbar nicht.

Wilko Zicht, 34

ist Sprecher des Bündnisses Aktiver Fußball-Fans (BAFF), Werder-Fan und Betreiber der Website wahlrecht.de.

Es gibt unterschiedliche Darstellungen was die Dauer der Verlängerung der Blocksperre anbelangt. Sie sollte 20 Minuten dauern, HSV-Fans sprechen von mehr als einer halben Stunde Verlängerung, die Bremer Polizei von sieben Minuten.

Vielleicht ist das nicht so wichtig, wichtig ist, dass die Fans informiert werden, wie lange die Verlängerung ist, und dass sie informiert werden, dass sie ihre Züge bekommen. Das ist nicht passiert.

Ein Versäumnis.

Ja. So was passiert nicht nur in Bremen nicht, aber das macht es nicht besser.

Bremens Polizeisprecher Ronald Walther betont, dass "die Gesamtsituation nicht unüberschaubar" gewesen sei.

Wenn Menschen übertrampelt werden kann man nicht bestreiten, dass da was nicht funktioniert hat.

Das Verhältnis der Bremer Polizei zu den HSV-Fans ist schlecht.

Ja. Definitiv. Vor dem letzten Auswärtsspiel des HSV im Weserstadion gab es Versuche der Bremer Polizei, die Situation zu entspannen. Das ist nicht an den Personen der Bremer Polizei gescheitert, die diese Gespräche eingefädelt hatten, sondern an Betonköpfen unter den Einsatzleitern. So hat sich die Bremer Polizei nicht an Absprachen zwischen HSV-Fans und Polizei gehalten.

Zum Beispiel?

Die HSV-Fans wollten, dass die Bremer Polizei auf Polizeihunde verzichtet, weil es immer wieder zu Bissverletzungen gekommen war. Und wer hat die HSV-Fans gleich am Bahngleis im Bahnhof empfangen?

Polizeihunde?

Genau.

Noch mehr?

Ja - der Transport mit Bussen, um einen Marsch durch die Innenstadt zu vermeiden, hat nicht wie vereinbart funktioniert. Nach dem Spiel wurde die Bewegungsfreiheit der HSV-Fans durch einen Kessel der Polizei eingeschränkt. Das hat funktioniert, nur hat die Bremer Polizei nicht verhindert, dass Werder-Fans die eingekesselten HSV-Fans anpöbelten.

Muss man sich nicht wundern, wenn die HSV-Fans kein Vertrauen zur Bremer Polizei haben.

Nee, muss man nicht.

Wie kann man das Verhältnis verbessern?

Der Plan war völlig richtig. Die Bremer Polizei muss auf die HSV-Fans zugehen, einen Konsens finden und sich an Vereinbarungen halten. Nur so kann sie Vertrauen zurück gewinnen.

Der Käfig für Auswärtsfans im Weserstadion ist ein besonderer.

Das ist wohl wahr. Er ist im Oberrang und hat zwei Zäune und zwei Fangnetze. Wenn man Fans wie Tiere behandelt, sinkt die Hemmschwelle, sich wie solche zu benehmen.

Warum ist der Gästeblock im Oberrang?

Wir haben dem SV Werder dringend davon abgeraten, das so zu machen. Der Gästeblock ist so gestaltet, dass Werder, wenn nicht alle Bereiche des Gästeblocks von auswärtigen Fans belegt sind, Plätze an Heimfans verkaufen kann. Wenn man nur wirtschaftliche Überlegungen anstellt, vernachlässigt man leicht die Sicherheit, vom Umgang mit Gästefans und deren Bedürfnissen ganz abgesehen.

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5 Kommentare

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  • MH
    Maxime Heinecker

    Endlich ehrliche Worte ...endlich mutige Kritik an die Verantwortlichen Herren in Bremen.

    Mein Sohn gehört zu den sportbegeisterten und trotzdem kultivierten HSV Fan,s. Ja die gibt es tatsächlich und auch noch reichlich. Aber das zählt oftmals nicht- prohylaktisch gedacht und dabei völlig überreagierende Polizei pfercht und presst mal eben alles über einen Stock.

    Frei nach dem Motto: Hauptsache die bewegen sich nur so wie und wann wir es wollen....!

     

    Es ist ein Wunder, dass nicht viel mehr passiert ist ..bisher. Und aufgrund von Einkesselung nicht der ein oder andere Fan einen Herzanfall aus Angstpanik bekommen hat.

    Keine Frage, FussballFans sind ein enormes Emotionspaket...aber nicht erst seit gestern. Wenn schon mit psychologischer Planung heimische und auswärtige Fans geleitet/gesteuert werden- dann bitte auch mit verbaler Info an die Fan,s wohin und wann genau- es hingeht... nicht wie Vieh zum Transporter getrieben ohne Dialog. Und dann wenn die Stimmung sogar bei friedfertigen Fan,s kippt- weil die gegnerischen Fan,s Hasstiraden und Häme losschütten... greift wie in Bremen die dortige Polizei völlig übermässig auch noch die Hamburger an.

  • T
    Torsten

    danke für das inti !!! bin HSVer durch und durch ... sehr gut das alle zusammen stehen gegen so eine unverschämtheit !!!

  • R
    ROTHOSE

    Die BREMER POLIZEI tritt alles andere als neutral auf! Ich habe diverse Zwischenfaelle harmloser Anfeindungen ausgehend von Werder Fans mitbekommen...die Polizei ist mit voellich ueberharten Methoden gegen eine Gruppe von JUNGEN HSV FANS vorgegangen...UNGLAUBLICH BESCHAEMEND !

     

    So ist es doch auch nur logisch das es jedes Jahr erneut zu Ausschreitungen kommt!

     

    Steckt die BREMER POLIZEI dich in Werder Trikots,dass würde passen!

     

    ES LEBE DER POLIZEIT SPORT AN DER WESER!

  • R
    Ricco

    Ich verstehe diese Ansprüche an den Staat und die Polizei nicht. Man fährt ins Stadion. Man guckt Fußball. Man fährt nach Hause. Die beschriebenen Szenarien entstehen doch, weil sogenannte Fans sich nicht benehmen wie zivilisierte Menschen, zum teil, weil man ihnen unbedingt Alkohol verkaufen muss.

  • H
    Hugo

    Danke taz für das Veröffentlichen dieses Interviews; danke Herr Zicht für dieses Interview. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Mit Abstand das Beste, was ich bis jetzt von Bremer Seite und Presse gelesen und gehört habe.