Spotify-Podcast „Archetype“: Wer nur mit Millionärinnen spricht
In „Archetypes“ lädt Meghan Markle prominente Frauen zum Gespräch über misogyne Stereotype ein. Eine differenzierte Betrachtung bleibt aus.
Was tun, wenn man erfolgreiche Schauspielerin war, dann seine Karriere an den Nagel hängt, um Duchess of Sussex zu werden und dieser Plan dann auch in die Hose geht? Ganz klar: einen Podcast!
Meghan Markle hat sich mit Spotify zusammengetan, um einmal pro Woche mit Promis und Expertinnen über die Labels zu sprechen, „die uns Frauen zurückhalten“. Zu Gast ist in „Archetypes“ dann beispielsweise die Ex-Profi-Tennisspielerin Serena Williams, mit der sie über den Doppelstandard spricht, wenn Frauen als „ehrgeizig“ bezeichnet werden. Denn in dem vermeintlichen Lob stecke häufig auch eine Beleidigung: Erfolgreiche Frauen gelten schnell als selbstsüchtig oder aggressiv.
Paris Hilton erzählt in ihrer tiefen Stimme, wie sie lange als dumme Blondine gesehen wurde und wie sie mit diesem Bild gespielt hat. Die Schauspielerin und Serienschöpferin Issa Rae spricht darüber, wie sie unter dem rassistischen Stereotyp der „angry black woman“ gelitten hat.
Egal wer zu Gast im Podcast ist, die Message bleibt die gleiche: Wir Frauen leiden unter den gleichen Zuständen. Doch das ist so natürlich Quatsch. Deutlich wird das vor allem in der Episode mit Mindy Kaling, in der es um die Benachteiligung alleinerziehender Mütter geht. Vielleicht wäre das Meghan Markle auch aufgefallen, hätte sie nicht nur Millionärinnen in ihren Podcast eingeladen.
Es ist nur verständlich, dass Markle nach Jahren der misogynen Boulevard-Berichterstattung das Bild von sich in der Öffentlichkeit wieder mehr selbst gestalten will. Doch der Raum, den sie in den Gesprächen einnimmt, ist zu groß. Immer wieder kommt sie auf ihre eigene Geschichte zu sprechen, lustige Anekdoten, die sie mit Harry erlebt hat, oder Telefonate mit ihrer Mutter.
Eine differenzierte Auseinandersetzung mit misogynen Stereotypen bleibt aus. Diejenigen, die Lust auf einen Promi-Podcast und ein bisschen juicy Gossip haben, kommen hier trotzdem auf ihre Kosten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Die Wahrheit
Der erste Schnee