: Sportsgeist an grüner Spitze
Die Parteilinke Kordula Leites aus Altona soll als Nachfolgerin von Antje Radcke neue Vorstandssprecherin der GAL werden ■ Von Sven-Michael Veit
Nach zweimonatigen Konsensgesprächen hinter den Kulissen steht die Kandidatin fest. Kordula Leites soll Landesvorstandssprecherin der GAL werden. Auf einem abschließenden Treffen der Parteilinken gestern abend wurde die Abgeordnete der Bezirksversammlung Altona nominiert. „Eine starke Frau“, sagt einer, ohne den im linken Flügel kaum etwas geht. „Kordula ist eine überzeugende Kandidatin, die mit breiter Zustimmung in der ganzen Partei rechnen kann.“ Die 38jährige Doktorandin der Sportwissenschaften, die sich selbst als „konsensorientiert und pragmatisch“ charakterisiert, soll am 27. Februar an die Parteispitze gewählt werden.
Dann entscheidet eine grün-alternative Mitgliederversammlung über die Nachfolge für Antje Radcke. Die Literaturpädagogin aus dem Bezirk Nord hatte ihr Amt abgeben müssen, nachdem sie am 12. Dezember zur Bundes-Vorstandssprecherin der Bündnisgrünen gekürt wurde. Sie bildet seitdem zusammen mit der sächsischen Reala Gunda Röstel die erste weibliche Doppelspitze der deutschen Grünen.
Ihre Nachfolgerin muß, so lautet der bislang unstrittige innergalische Proporz, ebenfalls eine linke Frau sein. Mit acht bis zehn Kandidatinnen sei diskutiert worden, wissen Leute zu berichten, die nicht nur in Personalfragen zu den linken WortführerInnen zählen. Vor zwei Wochen waren nur noch Leites und Amke Dietert-Scheuer im Rennen. Die engagierte Asylpolitikerin, die am 27. September ihr Bundestagsmandat verlor, verzichtete vor zehn Tagen jedoch auf eine Kandidatur.
Kordula Leites, die seit 1995 der GAL angehört, würde künftig gemeinsam mit Parteisprecher Peter Schaar vom Realoflügel Hamburgs Grüne führen. Die beiden kennen sich aus gemeinsamer Arbeit im Landesvorstand, in dem Leites seit eineinhalb Jahren Beisitzerin ist. Innerparteilich profiliert hat sie sich bislang vor allem in der Landesarbeitsgemeinschaft Frauenpolitik.
Die soll auch für die neue Parteisprecherin, „wenn ich denn gewählt werde“, ein Schwerpunkt bleiben. Dringend erforderlich seien zudem „deutliche Fortschritte“ in der Sozial-, Flüchtlings- und Atomausstiegspolitik. „Hier müssen nach dem Bonner Politikwechsel auch in Hamburg bald Ergebnisse her“, sagt Leites, und um die zu erreichen, setze sie „lieber auf Vernunft und Überzeugung als auf Konfrontation“. Das gelte sowohl für grüne SenatorInnen und die Bürgerschaftsfraktion als auch für den sozialdemokratischen Koalitionspartner: „Ich streite nicht aus Prinzip, aber wenn es sein muß, dann kann ich mich auch durchsetzen.“
Nicht ganz sicher ist sich Leites darüber, wieviel sportlichen Freiraum sie künftig durchsetzen kann. „Wahnsinnig gerne“ würde sie im August im norwegischen Geilo zum zweiten Mal Weltmeisterin im Tisch-Eishockey werden, einem Kneipenspiel mit Münzen und einem Schläger aus Legosteinen auf einem runden Tablett. Voriges Jahr verlor sie bei der WM in Wales ihren 1997 errungenen Titel, „weil ich zu wenig trainiert hatte“.
Ob sie als Chefin einer Hamburger Regierungspartei mehr Zeit zum Üben haben wird, ist fraglich.
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