Sportplatz: Potsdam spielt den "besten Fußball der Liga“
FUSSBALL Turbine Potsdam holt mit dem 1:0 gegen Sand den vierten Sieg im vierten Spiel und feiert die Tabellenführung.
Es gibt Phasen, in denen das Glück einen ausgibt. Im Fall von Turbine war das ein Schuss von Anna Gasper, einer, den Trainer Matthias Rudolph später „sagenhaft“ nannte: In der 63. Spielminute zog die eingewechselte Gasper beim Stand von 0:0 aus der Distanz ab. Der Ball segelte 20 Meter, senkte sich über den Strafraum. Flog weiter, kein gegnerischer Kopf im Weg. Und fiel dann unhaltbar in den Winkel. Die entscheidende Führung. Es war einer der wenigen Torschüsse beim mühsam erarbeiteten 1:0-Sieg von Turbine Potsdam über den SC Sand – aber bitte, es reichte ja. Und Turbine feiert an der Tabellenspitze seine Wiedergeburt.
Vier Siege aus vier Spielen haben die Potsdamerinnen in der Tabelle hinterlassen, einige davon mit berauschendem Offensivfußball, alle davon sehr energisch. Es muss für Turbine selbst wirken wie ein Comeback, nachdem die letzte Spielzeit eher traumatisch verlief. Nun ist Turbine auf dem besten Weg, zu einem Kandidaten für selbige zu werden, auch, wenn man sich so früh in der Saison natürlich hütet, das zu sagen. „Potsdam spielt den besten Fußball der Liga“, lobte der generische Trainer Colin Bell, „sehr homogen, sehr durchdacht.“
Das ist bei näherem Hinsehen so überraschend nicht. Denn auch, wenn das Team letztes Jahr auf dem Platz zu selten überzeugte, hat Turbine immer noch eine ausgezeichnete Mannschaft.
Mit der überragenden Svenja Huth, die sich im letzten Jahr noch deutlich weiterentwickelte, zieht eine Spielmacherin die Fäden, die die Offensive so vielseitig gestalten kann wie bei wenigen anderen Teams der Liga. Und mit guten Neuzugängen, allen voran der flinken Schweizerin Eseosa Aigbogun, hat sich Turbine sinnvoll verstärkt. Matthias Rudolph, optischer Doppelgänger des BVB-Trainers Thomas Tuchel mit ähnlich asketischer Aura und ähnlich ausgeprägter Taktikbesessenheit, hat die Mannschaft variabler gemacht. Sicher, es läuft noch nicht alles optimal. Gegen den defensivstarken SC Sand hatte Turbine einige Mühe, das Offensivspiel aufzuziehen. Die Kombinationen liefen auf engem Raum zu oft ins Leere, die Spielerinnen wirkten vom kampfstarken Gegner frustriert.
„In den ersten 20 Minuten waren wir furchtbar aufgeregt und haben zu viele Fehlpässe gemacht“, so Rudolph. Dann aber kam in der 63. Minute der Schuss von Gasper – manchmal muss man auch einfach Glück haben. Alina Schwermer
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