Sportplatz: Remis im Erwachsenenfußball
Fußball Hertha BSC spielte in der Fußball-Bundesliga am Freitagabend gegen Werder Bremen 1:1-Unentschieden. Beide Teams hätten die Partie gewinnen können.
„Perfekte Erklärung, ich brauche nichts weiter dazu sagen.“ Es sorgte für einiges Schmunzeln, wie Hertha-Trainer Pál Dárdai nach dem Freitagabendspiel gegen Werder Bremen das vorangegangene Statement von Gästecoach Viktor Skripnik kommentierte. Nachdem sich beide Teams zuvor die Punkte geteilt hatten, sorgten nun deren Trainer für eine gemeinsame Einschätzung. „Ich glaube, zum Schluss müssen beide Mannschaften mit einem Punkt zufrieden sein“, so Skripniks Fazit.
In der Tat hatten die 56.376 ZuschauerInnen im Berliner Olympiastadion ein gerechtes Remis gesehen – mit Chancen auf den Sieg hüben wie drüben. Nachdem Hertha BSC bereits in der sechsten Spielminute durch Valentin Stocker in Führung gegangen war, glich der SV Werder 20 Minuten später durch Neuzugang Anthony Ujah aus. Beide Treffer fielen eher aufgrund von Abwehrfehlern, als dass sie besonders gut herausgespielt worden wären.
Weitere Chancen gab es zuhauf. Allein Stocker hatte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit gleich drei hochkarätige Chancen innerhalb von fünf Minuten. „Mache ich einen davon rein, gewinnen wir“, mutmaßte der 26-Jährige. Auf der Gegenseite klatschte der Ball in der Schlussphase zweimal ans Aluminium, jeweils nach Freistoß von Zlatko Junozovic.
So kam es, dass sich nach Abpfiff die Bremer ein klein wenig mehr ärgerten, dass es nur zu einem Punkt gereicht hatte. Obwohl das Team von Pál Dárdai insgesamt die etwas bessere, reifere Spielanlage zeigte. Besonders Genki Haraguchi, der anstelle des gesperrten Roy Beerens in der Startelf stand, zeigte sich auf dem rechten Flügel spielfreudig. Ein ums andere Mal ließ er Werders Linksverteidiger Ulisses Garcia aussteigen, der wiederum von seinen Mitspielern in diesen Duellen ziemlich alleingelassen wurde.
Neben Haraguchi und Stocker sorgten aufseiten der Hertha die eingewechselten Mitchell Weiser und Alexander Baumjohann für weitere Lichtblicke. Der im Sommer vom FC Bayern gekommene Weiser feierte nach einer Verletzung in der Vorbereitung sein Pflichtspieldebüt für die Blau-Weißen. Für Baumjohann war es nach einer schweren Knieverletzung der erste Einsatz nach einem Jahr Pause. Beide dürften für mehr Qualität im Spiel der „Alten Dame“ sorgen, die nun mit einem souveränen Sieg im DFB-Pokal sowie zwei ungeschlagenen Spielen in der Bundesliga gestartet ist.
Für Werder verläuft der Beginn der Spielzeit hingegen schleppender. Im Pokal konnte man sich bei Drittligist Würzburg erst nach Verlängerung durchsetzen. Und in der Liga wartet das Team von Viktor Skripnik nach der 0:3-Auftaktniederlage gegen Schalke 04 und dem Remis in Berlin weiter auf den ersten Sieg. Der Ukrainer lobte deshalb vor allem das kämpferische Element im Spiel seiner Mannschaft, das ihm in der Vorwoche noch zu kurz gekommen war. „Erwachsenenfußball“ nannte der frühere Bundesligaprofi die etwas robustere Gangart. Was für einige seiner Spieler nicht unbedingt selbstverständlich ist, kamen doch mit Maximilian Eggestein (18), Ulisses Garcia (19) und Levin Öztunali (19) gleich drei Teenager zum Einsatz.
Pál Dárdai hatte nach dem 1:0-Erfolg in Augsburg in der Vorwoche mehr oder weniger das Gleiche gemeint, aber von einem „Männersieg“ gesprochen, was ihm nicht ganz unberechtigte Sexismusvorwürfe einbrachte. Diesmal freute er sich einfach über „ein gutes Bundesligaspiel“. Klar ist dennoch: Beide Teams haben noch viel Luft nach oben. André Anchuelo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen