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Sport im US-WahlkampfGanz nah am Käfig

Donald Trump wird bei den Kampfabenden der UFC gefeiert wie ein Superstar. Er macht den Ring zur Wahlkampfarena.

Käfigbeobachter: Donald Trump beim Kampf von Raul Rosas Jr. und Christian Rodriguez in Miami Foto: Fo­to:­ USA Today/imago

Die Arena ist ausverkauft, die Leute stehen auf ihren Plätzen. Sie jubeln und klatschen, doch nicht etwa für die Kämpfenden, die zu ihrer Unterhaltung gegeneinander antreten. Und doch klatschen sie für einen Star. Umringt von Sicherheitsmännern läuft er in das ausverkaufte Kaseya Center in Miami ein, die Faust gestreckt, begleitet von „USA“-Rufen aus dem männlich dominierten Publikum. Es ist Donald J. Trump, der die Masse begeistert. Trumps überraschender Auftritt bei der Kampfsportveranstaltung UFC 299 am 10. März war ein voller Erfolg für ihn, ein Knockout-Sieg.

Die Presse und die Kampf­sport­organisation Ultimate Fight­ing Championship UFC, sorgen dafür, dass sich der Auftritt des ehemaligen Präsidenten in den Medien verbreitet. Dabei ist es weder Zufall noch das erste Mal, dass Trump eine Bühne bei der UFC bekommt. Der Verantwortliche dafür läuft meist mit ihm in die Arenen ein: Dana White, Präsident der UFC.

Es sind acht Wände aus Maschendrahtzaun, die die UFC populär gemacht haben. Im Oktagon finden keine Box- oder Kickboxkämpfe statt, sondern es wird nach Mixed-Martial-Arts-Regeln gekämpft, MMA, eine Verbindung aller Kampfstile. Man beginnt im Stand, kann aber auch jederzeit auf den Boden gehen, wo weiter so lange geschlagen und gerungen wird, bis jemand wegen einem Würge- oder Haltegriff aufgeben muss.

Was als neumodische Inszenierung von archaischen Gladiatorenkämpfen begann, hat sich zu einem weitestgehend seriösen Kampfsport etabliert. Die US-amerikanische UFC ist die größte Organisation für MMA und dominiert den Sport.

Beginn einer Beziehung

Am Erfolg des Unternehmens hat auch Trump seinen Anteil. In den Anfangsjahren hatte die UFC erhebliche Schwierigkeiten, Events zu veranstalten. Noch war der Ruf der vermeintlich blutrünstigen Käfigkämpfe zu schlecht. 2001 bot Trump den UFC-Veranstaltungen 30 und 31 in seinem Trump Taj Mahal in Atlantic City eine Bühne. Seitdem beteuern White und Trump in der Öffentlichkeit immer wieder, wie sehr sie den anderen bewundern. Diese gegenseitige Beweihräucherung war im ersten Präsidentschaftswahlkampf von Trump besonders auffällig.

Im Juli 2016 war White Teil eines erlesenen Kreises, der auf dem republikanischen Parteitag für Trump sprach. Auch in der populären US-Talkshow „Jimmy Kimmel Live“ wurde White nicht müde zu betonen, wie großzügig Trump doch sei. Im reichweitenstarken „The Pivot Podcast“ führte White seine Lobeshymnen fort. Auch Trump ist voll des Lobes für den Promoter. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Georgia Anfang März sprach er einmal mehr in den höchsten Tönen von White und darüber, wie grandios der sein MMA-Business aufgebaut habe. „Er mag es, weil es ein einfacheres Geschäft ist als Politik“, scherzt Trump. Kurz darauf lief er bei UFC 299 mit White in die Arena ein.

Es ist nicht das erste Mal, dass die UFC Trump einen derart prominenten Empfang bereitet. Der Ex-Präsident bekommt sogar den Einlauf, der sonst nur Kämp­fe­r:in­nen vorbehalten ist. Die Kameras folgen ihm bis zum Käfig, die großen Bildschirme zeigen nur sein Gesicht. Später wird sein Auftritt in zahlreichen Posts auf Social Media verbreitet.

Trump war schon bei vielen UFC-Events zu Gast, auch in seiner Zeit als aktiver Präsident. Bei UFC 295 im vergangenen November lief er mit dem Musiker Kid Rock und dem Moderator Tucker Carlson ein. Kid Rock alias Robert Ritchie sprach sich nicht nur für die Vernichtung der palästinensischen Zivilbevölkerung aus, er gilt auch als rassistisch und transphob. Aber in Trumps Umfeld hat es noch nie an kontroversen Persönlichkeiten gemangelt.

Vor der Kamera hat er einen freundschaftlichen Kontakt zu den Kämpfenden. Viele von ihnen grüßen den Präsidenten oder schütteln ihm direkt die Hand, sitzt Trump doch immer in der ersten Reihe direkt neben dem Oktagon.

Sprechchöre gegen Joe Biden

Einer seiner prominentesten Unterstützer im Oktagon ist Jorge Masvidal, Sohn eines kubanischen Immigranten. Bei seinem Abschiedskampf im April 2023 nannte er Trump den „größten Präsidenten der Geschichte“ und startete einen „Let’s Go Brandon“-Chor im Publikum. Der Ausruf ist ein Code für „Fuck Joe Biden“ und längst zum republikanischen Schlachtruf avanciert.

UFC-Präsident White selbst behauptet, dass er und seine Organisation kaum politisch seien. „In dieser wahnsinnig politisch korrekten Welt, in der wir leben, ist das hier ein Ort, in der sie es nicht ist“, so White im Oktober 2021. Er wolle seinen Kämp­fe­r:in­nen keinen Maulkorb anlegen. Es gibt diverse Pressekonferenzen, in denen White auf kritische Jour­na­lis­t:in­nen gereizt und aggressiv reagiert. Reporter wurden von ihm beleidigt und schließlich von Pressekonferenzen ausgeschlossen. Kritik an den Aussagen der Sport­le­r:in­nen lässt die UFC nicht zu, auch dann nicht, wenn es menschenfeindliche Aussagen sind. Die Kampfsportorganisation weiß, wie sie Kontroversen zu Geld macht: Je emotionaler ein Kampf, desto größer das Publikum.

Schon vor der UFC hatte Trump Beziehungen zum Kampfsport und organisierte Boxkämpfe. Der Ex-Präsident weiß um die Medienwirksamkeit, die große Kämpfe mit sich bringen. Schließlich wird nicht nur über die Kämpfenden im Ring berichtet. Wenn die Szenegrößen aus Musik, Film, Sport und Politik Platz nehmen, drehen sich die Schlagzeilen auch um sie. Bei den UFC-Events sind zwar auch andere Stars anwesend, doch niemand bekommt eine Inszenierung wie Trump.

Inzwischen gibt die UFC dem Ex-Präsidenten auch in ihren sozialen Medien den besten Platz. Der YouTube-Kanal der UFC zählt knapp 18 Millionen Abon­nen­t:in­nen und im Juli des vergangenen Jahres bekam Trump dort ein exklusives „UFC Unfiltered“-Interview. Tatsächlich bewies er in dem knapp 40-minütigen Gespräch seine Affinität zum Kampfsport. Trump listete die Geschichte mehrerer UFC- und Box-Events auf und nannte seine liebsten Kämpfer. Seine Expertise täuscht aber nicht darüber hinweg, dass seine Präsentation in der UFC Kalkül hat. Es ist Wahlkampf für seine Person. Nach Trumps Zerwürfnissen mit den großen Ligen im Football, Basketball und Baseball ist die UFC eine der wenigen verbleibenden Sport-Plattformen, über die er Millionen erreicht.

Trump gibt sich kumpelhaft im Umgang mit den Kämpfenden, in der Menge will er nahbar und freundlich wirken. So wie Trump um die Reichweite der UFC weiß, ist sich White der medialen Aufmerksamkeit bewusst, die der Politiker auf sich zieht. Ob Trump am 13. April auch UFC 300 in Las Vegas besucht, das voraussichtlich größte Kampfsportevent des Jahres, ist noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass die sportliche Bühne für ihn eine Wahlkampfarena bleiben wird.

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