UFC Fight Night in Berlin: Kämpfen, bluten, ins TV kommen

In Deutschland haben Fight Nights ein Schmuddelimage. Nun konnten sich deutsche Kämpfer in Berlin behaupten. Steht die Rückkehr ins Fernsehen bevor?

Kleiner Cut, viel Blut – seinen Gegner Drew Dober (hier im Bild) besiegte Nick Hein mit einstimmiger Punktrichterentscheidung. Bild: ap

BERLIN taz | Bei der UFC Fight Night Berlin haben beide deutsche Athleten ihre Kämpfe gewinnen können. Für den Kölner Bundespolizisten Nick Hein geht damit ein Traum in Erfüllung. „In der UFC zu kämpfen und meinen ersten Kampf zu gewinnen, das ist für mich wie Olympiateilnahme und Medaille“, sagte der 30-Jährige nach seinem Kampf.

Bevor Hein zu den gemischten Kampfkünsten (Mixed Martial Arts - MMA) wechselte, war er jahrelang erfolgreicher Judoka, hatte 2008 nur knapp die Nominierung verpasst, um mit dem Olympiakader in Peking anzutreten. Vor ihrer ersten Veranstaltung in Berlin hatte ihn die Ultimate Fighting Championship (UFC) unter Vertrag genommen, und Hein konnte im Kampf gegen den sympathischen US-Amerikaner Drew Dober einen klaren Punktsieg für sich verbuchen.

Schon in der ersten Runde zeigt Hein, dass er, obwohl aus dem Judo kommend, keine Angst davor hat, mit einem ehemaligen Thaiboxer wie Drew Dober im Stand zu kämpfen. Er bewegt sich gut und auf schnellen Füßen, hat in den Schlagabtauschen stets eine Hand mehr im Ziel und kann die taktischen Vorteile, die er als Linkshänder in der Rechtsauslage boxend hat, gut ausnutzen.

Schon nach zwei Minuten öffnet sich ein kleiner Cut über dem rechten Auge von Dober. Zweimal bringt Hein seinen Gegner mit guten Takedowns, denen man den ehemaligen Judoka noch gut ansehen kann, auf den Boden, aber Dober verteidigt aus einer starken Guard heraus, so dass Hein aus der Position keinen Aufgabegriff ansetzen kann.

In der zweiten Runde dominiert Hein zunächst weiter im Stand, versucht dann erneut, Dober zu Boden zu bringen. Das funktioniert nicht, aber der Kölner klettert rücklings auf seinen Gegner und schiebt die Beine vor dessen Körper zu einem Bodylock zusammen – eine gefährliche Position für Dober, der den Kampf nun seinerseits auf den Boden verlagert und in der Oberlage landet, von wo aus er Hein mit Ellenbogenstößen bearbeitet, die ihm auf den Punktzetteln zweier Punktrichter den Rundensieg einbringen.

In der dritten Runde marschiert Dober, dessen Cut jetzt recht stark blutet, so dass der Ringarzt kurz kontrolliert, ob der Kampf fortgesetzt werden kann, immer im Vorwärtsgang, aber Hein zeigt gute Kondition und noch immer schnelle Beinarbeit, so dass er den Attacken Dobers ausweichen und selbst Treffer setzen kann. Er gewinnt die Runde und damit auch den Kampf mit einstimmiger Punktrichterentscheidung.

Kampf für Anerkennung

Noch im Cage der mit rund 8.000 ZuschauerInnen recht gut gefüllten O2 World ruft Hein dazu auf, MMA und die UFC in Deutschland endlich anzuerkennen. „Wir wollen hier endlich UFC sehen dürfen!“, ruft Hein und lässt den Saal „UFC, UFC" skandieren. Ein Statement: MMA darf noch immer in Deutschland nicht im Fernsehen gezeigt werden.

Und auch manche Reporterfragen beim anschließenden Mediengespräch zeigen, wie seltsam der Sport nach wie vor angesehen ist: „Wenn Sie nicht in der UFC kämpfen, wo dann? In Untergrundkämpfen?“, will ein Reporter wissen. „Ich wüsste nicht, dass es so etwas gibt,“ gibt Hein ruhig zurück. Zuletzt habe er im Februar bei Fair FC in Herne in der Eissporthalle gekämpft. Hein ist sich bewusst, dass er in Deutschland mehr tun muss als nur seine Kämpfe zu gewinnen – er kann der deutsche MMA-Botschafter werden, auf den die Szene schon so lange wartet, um endlich aus der Schmuddelecke herauszukommen.

Die UFC-Verantwortlichen zeigen sich in der anschließenden Pressekonferenz zufrieden. Nicht nur seien die Kämpfe für die Zuschauer spannend gewesen (10 Kämpfe, davon sechs Punktrichterentscheidungen, ein KO und drei Siege durch Aufgabegriffe). Es seien auch Programmverantwortliche von „vier größeren deutschen Fernsehsendern“ in der Halle gewesen. Sie seien alle beeindruckt gewesen – und in den nächsten dreißig Tagen werde es Neuigkeiten darüber geben, ob und wie die UFC ins deutsche Fernsehen zurückkehre, sagte Garry Cook, Europachef der UFC.

Die Zusammenarbeit mit dem damaligen Sportsender DSF, dem Vorläufer von Sport1, hatte 2010 jäh geendet, als die Bayerische Landesanstalt für neue Medien den Sender angewiesen hatte, die UFC-Übertragungen aus dem Programm zu nehmen. Seither ist MMA im deutschen Fernsehen nicht zu sehen.

Und die UFC will auch live wiederkommen. Man verhandele bereits mit der O2 World über eine weitere Fight Night am 23. Mai 2015.

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