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Spontaner Ukraine-Gipfel in ParisHinter verschlossener Tür im Geist von Notre-Dame

Frankreichs Präsident Macron hat für einen Gespräch mit Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj gesorgt. Ein diplomatischer Coup mit unklarem Ergebnis.

Wichtiges Gespräch mit unklarem Inhalt: Trump, Macron und Selenskyj in Paris Foto: Aurelien Morissard/ap/dpa

Paris taz | Das Dreiertreffen zwischen Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, dem kommenden US-Präsidenten Doland Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj dauerte nur eine knappe halbe Stunde, aber dass es überhaupt stattfinden konnte, ist bemerkenswert und lässt vor allem in der Ukraine eine gewisse Hoffnung aufkeimen.

In der Sonntagszeitung La Tribune du Dimanche ist sogar von einem „kleinen Wunder“ dank der Notre-Dame de Paris die Rede. Denn Macron nutzte den Anlass der feierlichen Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame mit der Anwesenheit hochrangiger internationaler Gäste, um die beiden Staatsmänner in seinem Elysée-Präsidentenpalast zusammenzubringen. Für den innenpolitisch durch den Sturz seiner Regierung geschwächten Macron stellt dies einen diplomatischen Überraschungserfolg dar.

Das Gipfeltreffen war nicht offiziell geplant, es wurde erst bestätigt, als sich die drei tatsächlich unterhalten hatten und dann auf der Treppe im Hof des Elysée-Palasts vor einigen Kameras die Hand schüttelten. Das war die symbolisch wichtige Geste, die sich der Gastgeber erhofft hatte.

Es ist Macron gelungen, dank der Zusammenkunft in der Notre-Dame womöglich einen Dialog in Gang zu bringen, der nach den Erklärungen von Donald Trump während seiner Wahlkampagne alles andere als gesichert galt. Im Gegenteil muss die Ukraine befürchten, dass die zukünftige US-Regierung ihre militärische Unterstützung bei der Verteidigung gegen die russische Invasion reduzieren oder einstellen könnte. Dass dies nicht der Fall der sein wird, hat Trump freilich seinem Gesprächspartner Selenskyj in Paris nicht versprochen.

Selenskyj gibt erstmals Zahlen über gefallene Soldaten

Bisher hatte Trump die massive finanzielle und militärische Hilfe seines Vorgängers Joe Biden scharf kritisiert und geprahlt, er werde diesen Konflikt dank seiner Kontakte mit Wladimir Putin „in 24 Stunden“ beenden. Am Tag nach dem kurzen Pariser Treffen präzisierte Trump nicht, was genau beim Austausch gesagt wurde.

Selenskyj besteht auf einem effektiven Frieden mit klaren Garantien für die Sicherheit

Auf seiner Plattform Truth Social wünscht er aber „eine sofortige Feuerpause (in der Ukraine) und den Beginn von Verhandlungen“, um einen Krieg zu beenden, der sich „in etwas Größeres und weit Schlimmeres ausweiten könnte“. „Selenskyj und die Ukraine wollen zu einer Einigung kommen, um diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen“, glaubt Trump zu wissen.

Selenskyj bestätigte, ebenfalls im Internet, die Ukraine wolle,„dass dieser Krieg endet, und dies so schnell wie möglich und auf eine gerechte Weise“. Zu seinen Vorstellungen präzisierte er: „Wenn wir von einem effektiven Frieden reden, dann vor allem von effektiven Friedensgarantien.“ Es gehe darum, eine Einigung zu finden, mit der sichergestellt werde, dass der Konflikt „nicht in ein paar Jahren“ erneut ausbrechen könne.

Auf der Plattform Telegram schrieb Selenskyj, er habe Trump und Macron gesagt: „Wir brauchen einen gerechten und dauerhaften Frieden, den die Russen nicht in einigen Jahren vernichten, wie sie das in der Vergangenheit mehrfach getan haben.“

Da Trump von 400.000 seiner Ansicht nach „unnötigen“, Opfern vor allem unter der Zivilbevölkerung in der Ukraine gesprochen hatte, informierte Selenskyj am Sonntag erstmals über militärische Opferzahlen. Seit Beginn des Kriegs vor bald drei Jahren seien auf ukrainischer Seite „43.000 Soldaten auf dem Schlachtfeld gefallen“. Von den 370.000 Verletzten seien die Hälfte wieder an die Front zurückgekehrt. Von einem eventuell weiteren Gesprächstermin zwischen Trump und Selenskyj wurde nichts mitgeteilt.

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1 Kommentar

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  • Des Kanzlers Ermattungsstrategie wirkt!

    Putins Regime ist nahe am Kollabieren. Nicht nur das das Assad Regime von der Fahne geht, im Inneren Russlands scheint die Stimmung zu kippen.



    Ehemalige Satelliten werden die Konsequenzen ziehen oder ziehen sie aus der Schwäche bereits. Ein wesentliches Element, was letztlich auch Assad zu Fall brachte, die schlechte Stimmung, das es nur noch schlechter werden könne. Die Bürger fürchten zunehmend um ihre Besitzstände und letztlich um ihr leben.



    Andere Staaten, bisher verbündet oder wohlwollend, werden auf Distanz gehen.



    Will der neue Präsident Trump ein endgültiges Ende des Krieges, sollte er dringend die Ermattungsstrategie fortsetzen bis das Regime endgültig verschwindet.



    Ein erzwungener Frieden via Kompromisse der Ukraine wäre der falsche Weg.



    Hält der zukünftige Präsident der USA sich an diese Strategie wird er langfristig Erfolg haben.



    Allerdings könnte es auch danach zu unkontrollierten Unruhen in Russland selbst kommen, die gefährlich ausarten könnten.