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■ Das PortraitSpontaner Genosse

Hausbesetzer Freke Over (PDS) will den Verfassungsschutz kontrollieren Foto: Thomas Grabka

Eigentlich würde der 28jährige PDS-Neuabgeordnete Freke Over gerne Verkehrspolitik machen und sich im Berliner Abgeordnetenhaus für mehr Fahrradwege und Straßenbahnen einsetzen. Dieser Schwerpunkt wird jedoch nicht nur von den Medien kaum registriert. Als Hausbesetzer und autonomer Sponti bietet er jedoch ein ideales Feindbild für die Berliner CDU. Morgen kandidiert Over für den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden des Verfassungsschutzausschusses und hat bereits angekündigt, dessen Arbeit „möglichst öffentlich“ zu gestalten.

Die Christdemokraten schäumen. „Over hat ein gestörtes Rechtsverhältnis“, wettert Dieter Hapel, Parlamentarischer Geschäftsführer. „Im Ausschuß muß er aber nicht nur den Verfassungsschutz kontrollieren, sondern auch die Verfassung wahren. Da macht man den Bock zum Gärtner.“

Und mit Böcken und Gärtnern kennt Over sich aus. Nachdem er in der 12. Klasse die Schule abgebrochen hatte, lebte der Wolfsburger in niedersächsischen Landkommunen und produzierte Schaf- und Ziegenkäse. Erst 1990 zog er nach Berlin. „Da war es gerade spannend, ich mußte dringend hierher“, sagt er heute. Er quartierte sich in einem besetzten Haus in der Ostberliner Mainzer Straße ein, deren umstrittene Räumung im Herbst 1990 auch das Ende des rot-grünen Senats einläutete. Für Over begann eine bis heute andauernde Odyssee durch andere besetzte Häuser in Potsdam und Berlin-Friedrichshain.

Mit einigen Freunden gründete er die KGB, die „Kohlen Gips Bier Vertriebsgesellschaft“, die sich nicht nur auf die Versorgung der Szenekneipen mit Bier beschränkt: Bezugnehmend auf Overs anstehende Kandidatur für den Verfassungsschutzausschuß forderte die KGB-Leitung Anfang Januar, „die verbliebenen deutschen Geheimdienste als Hort der politischen Verfolgung und Unterdückung aufzulösen“ – mit Hilfe des „Leiters der politischen Abteilung, Genosse Over“.

Den Vorwurf seiner politischen Gegner, er nutze das Parlament als Bühne, bestätigt auch Over. Er will Öffentlichkeit herstellen, „weil man als Abgeordneter ernster genommen wird“. Die eigentliche Politik findet für ihn aber nach wie vor auf der Straße statt. Von Spaßguerilla mit ernsthaftem Hintergrund will er auch als Verfassungsschutzkontrolleur nicht lassen. Gereon Asmuth

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