Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga: Das Zittern der Bayern-Beine
Vor dem Match gegen RB Leipzig gilt der FC Bayern mal wieder als Favorit. Dennoch wird der Gegner ernst genommen.
Die Münchner haben zum zweiten Mal in dieser Woche geschludert und hätten sich im Pokal-Achtelfinale gegen die TSG Hoffenheim beinahe noch eine kräfteraubende Verlängerung eingehandelt, ganz unpassend vier Tage vor dem Bundesliga-Duell mit Verfolger RB Leipzig. „Im Pokal zählt im Endeffekt das Weiterkommen“, sagte Trainer Hansi Flick nach dem 4:3-Sieg. „Unter dem Strich haben wir unser Ziel erreicht. Alles andere werden wir aufarbeiten und besprechen.“
Nicht den souveränen Teil der Partie, den in der ersten Hälfte. Es geht um die letzte halbe Stunde und vor allem die letzten zehn Minuten, als die Münchner nach einer 4:1-Führung noch in Bedrängnis gerieten und zwei Gegentore kassierten. Da habe man „die Intensität vermissen lassen und den Gegner zu Chancen eingeladen“, monierte Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Plötzlich, gab David Alaba zu, „haben wir aufgehört, unser Spiel auf den Platz zu bringen“.
Manchmal sind es aber genau solche Phasen, die eine Mannschaft wachrütteln. „Der Trainer wird die richtigen Worte finden, um die Mannschaft auf Leipzig einzustellen“, ist Salihamidžić sicher. Die Münchner haben die Schlussphase gegen Hoffenheim als Weckruf verstanden. „Das ist vielleicht ganz gut, dass wir vor dem Leipzig-Spiel merken, dass es nicht von alleine geht“, findet Joshua Kimmich. „Es zeigt, dass es schnell in die andere Richtung gehen kann, wenn wir nicht am Limit spielen.“ Zumal die Bayern auch am Sonntag als Favorit in die Partie gehen – angesichts des kleinen Formtiefs, in das sich Leipzig nach der Winterpause manövriert hat.
Innerhalb von drei Tagen ging zuerst die Tabellenführung in der Bundesliga flöten und dann schieden die Sachsen aus dem DFB-Pokal aus. „Sicher hatten sie jetzt einige Probleme, aber das ist eine Topmannschaft“, merkt Salihamidžić an. Auch Kimmich lässt keinen Zweifel aufkommen, dass Nachlässigkeiten beim Gipfeltreffen unangebracht sind: „Das ist ein Spiel auf Augenhöhe.“
Joshua Kimmich
Die Münchner werden nach ihren drei Siegen in den drei bisherigen Rückrundenpartien von allen Seiten gelobt. Das aber, weiß Thomas Müller, tut nicht nur gut. „Wenn wir zu selbstsicher sind, wenn wir es nicht mehr schaffen, diese Meter zu machen, dann kann so was passieren“, sagte er. So was wie gegen Hoffenheim und auch Mainz ein paar Tage zuvor, als beim FC Bayern nach rasantem Start Schwung und Engagement in der zweiten Hälfte stark nachgelassen hatten. Im Gegensatz zum Pokalgegner waren die Mainzer aber nicht in der Lage, die Nachlässigkeiten zu nutzen.
Kleine Rückschläge dienen als Ansporn
Die Münchner mussten in dieser Woche feststellen, dass sie sich womöglich doch nicht oder noch nicht dort befinden, wo sie gerne sein würden – und wo sie seit der Installation von Flick als Cheftrainer vor gut drei Monaten im Umfeld auch meistens gesehen werden. Kleinere Rückschläge versteht Müller als Ansporn. „Dann ist man immer wieder angehalten, sich darauf zurückzubesinnen, was uns stark macht.“ Das gilt auch für ihn selbst.
Der Weltmeister von 2014 spielte so gut wie schon lange nicht mehr, stellte auch am Mittwoch den Brasilianer Coutinho klar in den Schatten. Müller prägte das Spiel der Münchner eine Halbzeit lang, dann ließ er sich einlullen wie die Kollegen. Und auch Flick auf der Bank. Der Trainer sendete mit seinen drei Auswechslungen in der Schlussphase das Signal aus, Kräfte zu sparen für das Duell mit Leipzig. Das ist gelungen, immerhin. Allerdings mit etwas zittrigen Beinen.
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