Spielertausch in der NBA: Wilder Wechsel
Paukenschlag in der NBA: Basketballstar Luka Dončić muss Dallas verlassen, geht zu den LA Lakers. Von dort kommt Anthony Davis zu den Texanern.
Wahrscheinlich dachte Maximilian Kleber, er könne so wie einst Dirk Nowitzki in Dallas bei den Mavericks alt werden. Doch nun muss der Deutsche nach acht Dienstjahren in Texas die Koffer packen und nach Kalifornien umziehen; dass ein Spieler seines Formats überhaupt so lange bei einer Franchise ausharrt, war ungewöhnlich, doch wenn, wie in dieser Spielzeit geschehen, er von der Rolle des verlässlichen Ergänzungsspielers mit gewissen Distanzwurfqualitäten in jene eines Wackelkandidaten schlüpft, dann greifen halt die brutalen Gesetzmäßigkeiten der Basketballliga NBA. Bitter auch: Klebers Wechsel ist nur eine winzige Randnotiz in einem viel größeren, fast schon spektakulären Deal, der an diesem Wochenende bekannt gemacht wurde: Luka Dončić geht zu den Lakers. Die geben einen ihrer Starspieler, Anthony Davis, an die Mavericks ab.
In der NBA wird bekanntlich viel gewechselt, doch dieser Ringtausch geht über das übliche Hin-und-her-Geschiebe von Profis hinaus, denn er betrifft einen der ganz großen Basketballspieler: den Slowenen mit dem lockeren Händchen und der, nun ja, auffälligen Plauze. Und hier nähern wir uns auch schon dem Kern des Problems. Obgleich der 25-Jährige die Mavericks in der Vorsaison ins NBA-Finale geführt hat, obwohl er auch in dieser Spielzeit wieder im Durchschnitt 28,1 Punkte in die Reuse legt, will man künftig auf ihn verzichten. Wenn stimmt, was allerorten kolportiert wird, dann regte nicht Dončić den Wechsel an, nein, er wurde ihm vom Mavericks-Management auferlegt.
Seit Jahr und Tag wird über Dončićs Fitness und sein Körpergewicht diskutiert, dabei reicht ein Blick aus: Dončić trägt zu viele Pfunde mit sich herum, heuer sollen es bei einer Körpergröße von 2,01 Metern zwischen 116 und 118 Kilogramm gewesen sein; lustigerweise weist Wikipedia ein Gewicht von 104 Kilo aus.
Nachlässig in der Defensive
Schon nach ein paar Minuten rennt Luka Dončić zumeist mit hochrotem Kopf übers Parkett und nimmt sich deswegen gern mal eine Auszeit, wenn es ans Verteidigen geht. Defensive und Dončić, das ist nur eine lose Verbindung. Ausdruck seiner fragwürdigen Kondition ist auch seine Freiwurfquote: Sie erreicht über seine gesamte Karriere nicht einmal 75 Prozent, kein guter Wert für einen designierten Scharfschützen.
Dončić, dessen (alter) Klub als Achtplatzierter im Westen der NBA herumdümpelt, ist seit einigen Wochen an der Wade verletzt. So etwas kam in letzter Zeit häufiger vor, und der Klub sieht wohl einen kausalen Zusammenhang zwischen den Verletzungen und der Einstellung des Slowenen. Er soll Diätpläne nicht eingehalten, Konditionsübungen ausgelassen haben.
Offiziell wird über derlei Dinge nicht gesprochen, da hat man sich auf folgende Sprachregelung geeinigt: Die Dallas Mavericks wollen sich defensiv verstärken. Anthony Davis, 31, sei dafür der richtige Mann. Der Manager der Dallas Mavericks, Nico Harrison, sagt: „Ich glaube, dass die Verteidigung Meisterschaften gewinnt, und ich glaube auch, dass uns ein Anthony Davis bessere Chancen gibt. Wir sind gebaut, um jetzt und in der Zukunft zu gewinnen.“
Davis erzielt knapp 26 Punkte im Schnitt, ist der viertbeste Wurfblocker der Liga. Bei den Lakers hat er gemeinsam mit LeBron James in der Corona-Bubble-Phase eine Meisterschaft gewonnen, seitdem waren die Lakers kein Kandidat mehr für den Titel, weswegen sie das Kommen von Dončić kaum erwarten können. Strukturell scheint der Deal Sinn zu ergeben, denn die Aufgabenbereiche der Starspieler sind nun klarer abgesteckt: Während sich Kyrie Irving in Dallas nicht mehr mit Dončić im Spielaufbau auf den Füßen stehen muss, sind auch die Arbeitsbereiche von James und Dončić säuberlicher getrennt.
Der Slowene spielt im Aufbau, ist dort mit seiner Größe und Robustheit vielen Gegenspielern überlegen – das war stets sein Surplus. Aber er kommt jetzt in ein Alter, in dem er professioneller an sich arbeiten muss, will er auf dem Niveau verbleiben, will er Meisterschaften gewinnen.
Derzeit verdient er 43 Millionen Dollar pro Jahr. Dass er diesen Betrag noch wert ist, muss Dončić nun an der Westküste beweisen.
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