Spendenaffäre der CDU Rheinland-Pfalz: Ein angedötschtes Image
Julia Klöckner trat einst als Aufklärerin auf. Doch bei der Landtagsdebatte zur neuen Spendenaffäre ihrer Partei ließ sie viele Fragen offen.
Spricht sie oder spricht sie nicht? Das war vor der Debatte die spannende Frage. Sie, das ist die CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Julia Klöckner. Über die bisher letzte Finanzaffäre der rheinland-pfälzischen CDU im Jahr 2008 war der damalige Landesvorsitzende Christoph Böhr gestolpert. Klöckner hatte sich damals als bedingungslose Aufklärerin gegeben – und Böhrs Posten geerbt.
Seit zehn Tagen macht nun die neue Affäre Schlagzeilen. Bislang hatte die bedingungslose Aufklärerin jede Stellungnahme vermieden. Selbstbewusst gibt sich Klöckner bei ihrem ersten Auftritt in dieser brisanten Sache. In der Sache sagt sie nicht Neues. Sie verliest eine Art Tagebuch der „konsequenten Aufklärung“. Dabei folgt sie der Linie ihres Schatzmeisters Peter Bleser, der die Partei zum Wochenanfang gar als „Opfer“ bezeichnet hatte.
Laut Klöckner hat sich ihre Partei nichts zuschulden kommen lassen. Die Verantwortlichen seien bis zuletzt sicher gewesen, dass die Spenden von einem bekannten und angesehenen Anwalt gekommen seien. Erst am Abend des 30. September habe ihr ein Schreiben des Mauss-Anwalts Himmelsbach Gewissheit über die tatsächliche Herkunft des Geldes verschafft. Rechtzeitig und nicht vorschnell habe man den Bundestagspräsidenten und die Öffentlichkeit informiert.
Der Fraktionsvize springt in die Bresche
SPD-Fraktionschef Alexander Schweitzer fragt nach. Er erinnert daran, dass Klöckner zusammen mit ihrem Schatzmeister Peter Bleser das Mauss’sche Anwesens besucht hat. Man habe den Agenten doch wohl nicht wegen seiner großen Reithalle besucht, sagte Schweitzer. Warum ein Besuch, „just in dem Jahr“, in dem Mauss erstmals 18.500 Euro an ihren Landesverband gespendet habe? Wurde da nicht über Geld oder Gegenleistung geredet?, fragte Schweitzer.
FDP-Fraktionschef Thomas Roth sagt, Klöckners Image als Chefaufklärerin sei zumindest angekratzt. Der Liberale fordert die CDU-Politikerin auf, das Katz-und-Maus-Spiel zu beenden. Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun bezeichnet Klöckners Darstellung als höchst unglaubwürdig. Schließlich habe es bei den Spendenüberweisungen Hinweise auf eine Briefkastenfirma von Mauss gegeben. Zudem habe das Wort „Mandant“ auf Überweisungsträgern gestanden. All dies habe die CDU ignoriert.
Klöckner schweigt zu den Vorwürfen. Für sie springt Fraktionsvize Christian Baldauf in die Bresche. Er wirft den Rednern der rot-grün-gelben Regierungskoalition vor, mit „Unterstellungen und Unverschämtheiten“ zu arbeiten, um Klöckner zu schaden.
Abschließend spricht SPD-Fraktionschef Schweitzer von der Spitze eines Eisbergs. Es seien auch in dieser Debatte mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben worden. Der Landtag habe daher am Mittwoch sicher nicht zum letzten Mal über die neue Spendenaffäre der CDU diskutiert, so der SPD-Fraktionschef.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt