Spende des Christchurch-Attentäters: Zwei kleine Braune in Wien
Österreichs Oberidentitärer erhielt eine große Geldspende vom späteren Attentäter von Christchurch. Es folgte ein freundlicher Mail-Verkehr.
„Wenn du je nach Wien kommst, müssen wir auf einen Kaffee oder ein Bier gehen.“ Das schrieb Martin Sellner, Chef der österreichischen Identitären, an Brenton Tarrant, den australischen Rassisten, der im März im neuseeländischen Christchurch 50 Muslime massakrierte.
Bekannt war seit Wochen, dass der Attentäter 1.500 Euro als Spende überwiesen hatte – weitere Kontakte hat Sellner immer abgestritten. Die Kriminalbehörden arbeiten sich aber Schritt für Schritt durch die Computer und Datenträger, die sie bei einer Hausdurchsuchung bei Sellner fanden. Darunter ein Zweithandy in einem Blumentopf. Zwar hatte Sellner am Tag nach dem Attentat von Christchurch den Mailverkehr von seiner Festplatte gelöscht, doch fanden sich Screenshots von dem freundschaftlichen Austausch, wie die Zeit im Bild 2 am Dienstag berichtete.
„Ich möchte dir persönlich für deine unglaubliche Spende danken“, schrieb Sellner. Er sei „wirklich überrascht und begeistert“ und lud den Spender ein, ihn „jederzeit, wenn du willst“, zu kontaktieren. Tarrant erwiderte bescheiden, es sei nur „ein kleiner Betrag“. Offenbar war er von den österreichischen Rechtsextremen beeindruckt: „Du wirst von Menschen auf der ganzen Welt unterstützt“, heißt es. „Es ist noch ein langer Weg bis zum Sieg, aber jeden Tag werden unsere Leute stärker.“ Sellner erwiderte das Kompliment. Tarrants Worte gäben ihm „wirklich Energie und Motivation“. Der Austausch endete, soweit bisher bekannt, mit einer gegenseitigen Einladung: Kaffee oder Bier in Wien, und „das gilt auch für dich, wenn du je Australien oder Neuseeland besuchst“.
Kurz darauf besuchte der Attentäter tatsächlich Österreich. Ob das Treffen im Kaffeehaus stattgefunden hat, versuchen die Ermittler noch herauszufinden. Sellner bestätigt die Authentizität des Mailverkehrs, bestreitet aber jede persönliche Begegnung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen