Spektakulärer Bankraub in Berlin: Bank tunnelt Kunden
Ein Jahr nach dem spektakulären Einbruch in eine Volksbank-Filiale sind viele Schließfachinhaber sauer, weil sie nicht entschädigt werden - und gehen auf die Straße.
Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele – lautet ein Slogan, mit dem die Berliner Volksbank um Kunden wirbt. Der 64-jährige Fahrschul-Inhaber Herbert Winter ist Volksbank-Kunde. Bei dem Tunnelraub in der Volksbank-Filiale in Steglitz wurde sein Schließfach aufgebrochen. Das war am 14. Januar 2013. Schmuck und Bargeld habe man ihm gestohlen, er sei sein Vermögen losgeworden, sagt Winter. Bis heute wartet er auf Entschädigung. Er ist nicht der Einzige.
Für kommenden Dienstag – dem Jahrestag der Tat – ruft die „Interessengemeinschaft Tunnelraub“ vor dem Geldinstitut in der Schlossstraße zu einer Demonstration auf. Winter hat die Initiative gegründet, rund 70 vom Raub betroffene Schließfachinhaber gehörten ihr an, sagt er. Ärzte, Anwälte, Ingenieure, Rentner. Sie alle würden am Dienstag auf die Straße gehen. Volksbank-Pressesprecherin Nancy Mönch sagt, sie könne die Wut der Betroffenen verstehen, „aber wir haben keine Veranlassung, eine Entschädigung zu zahlen. So hart es klingt.“
Keine heiße Spur
Vor einem Jahr hatten unbekannte Täter einen 45 Meter langen Tunnel gegraben und waren durch die Rückwand einer Garage in den Keller der Filiale eingestiegen. Dort hatten sie 294 Schließfächer aufgebrochen. Die Polizei schätzt die Beute auf 10 Millionen Euro. 700 Hinweise aus der Bevölkerung hat die Kripo seither abgearbeitet. Eine heiße Spur zu den Tätern war nicht darunter. Inzwischen ist die Sonderkommission deutlich verkleinert worden.
Die betroffenen Schließfachinhaber werfen der Volksbank vor, ihnen entscheidende Informationen vorzuenthalten. Man würde zum Beispiel gerne die Gesamtliste der Fundstücke sehen, die im Tresorraum verstreut waren und bisher keinem Eigentümer zugeordnet werden konnten. Neben Schmuck, Geldbündeln und einem Goldbarren soll es sich auch um persönliche Erinnerungsstücke ohne materiellen Wert handeln.
1.486 Fundstücke hätten bislang niemandem zugeordnet werden können, bestätigt Pressesprecherin Mönch. Jeder Kunde habe eine Schadensmeldung geschrieben. Wenn Fundstücke annähernd dieser Beschreibung entsprachen, seien den Kunden Fotos davon gezeigt worden. „Kein Kunde hat gesagt, das ist meins.“ Man werde aber eine Lösung finden, jeder werde sein Recht bekommen. „Wir wollen die Sachen nicht behalten“, versichert Mönch. „Dass die Demonstration die Dinge beschleunigt, wage ich zu bezweifeln.“
Entschädigungen für geraubte Wertsachen seien indes nur den Kunden gezahlt worden, die eine separate Schließfachversicherung hatten, so die Sprecherin. Das sei nur bei 22 Prozent der Geschädigten der Fall. 57 Personen hätten Entschädigungen in Gesamthöhe von 1,7 Millionen Euro erhalten. Seit zehn Jahren seien Schließfächer nicht mehr durch die Banken versichert. Die individuelle Versicherung eines Fachs koste je nach Größe zwischen 45 und 170 Euro im Jahr. Alle Kunden seien über diese Möglichkeit informiert gewesen.
„Mir hat man bei Vertragsabschluss weisgemacht, alles sei sicher, eine Versicherung demzufolge überflüssig“, sagt Fahrschulinhaber Winter. Warum er sein Konto dann immer noch bei der Volksbank hat? „Andere Banken sind auch nicht besser.“
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