Spaß-Schifffahrt auf dem See: Wenn Freizeitboote zur Umweltplage werden
Motorboote gefährden Tiere, Pflanzen und Ufer an deutschen Seen. Eine Studie fordert strengere Regeln für Schifffahrt und Bootstourismus.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler von 2021 bis 2025 die Auswirkungen des zunehmenden Motorbootsports in mehreren Seenlandschaften. Vor allem die Wellen störten Tiere und Pflanzen in Flachwasserzonen, erklärte Studienleiter Frank Peeters von der Universität Konstanz.
„Der Verkehr von großen Fahrgastschiffen und Motorbooten belastet das Seeufer. Denn die Schiffswellen wirken sich auf Tiere und Pflanzen in der Flachwasserzone aus und können zu Aufwirbelung und Verfrachtung der Sedimente führen“, sagte der Professor für Umweltphysik.
Je größer und schneller ein Schiff sei, desto höher und schädlicher seien die Wellen. Besonders kritisch sei die Schifffahrt bei niedrigem Wasserstand, weil dann größere Flächen der empfindlichen Uferzonen betroffen seien.
Zu viele Bootsliegeplätze am Bodensee
Auch Bootsliegeplätze seien ein Problem, heißt es in der Studie. Häfen und Marinas zerstörten ökologisch wertvolle Flachwasser- und Uferbereiche. Allein am Bodensee gibt es demnach etwa ein Boot pro fünf Meter Uferlänge.
„Verglichen mit den Bootszahlen in Deutschland und der Schweiz entfallen auf den See bereits rund zehn Prozent der gesamten Sportbootflotte dieser Länder“, schreiben die Studienautoren. Jeder genehmigte Liegeplatz verbrauche im Mittel 150 Quadratmeter Ufer- und Wasserfläche.
Grenzen erreicht
Generell empfehlen die Forscher, die Größe von Freizeitbooten zu begrenzen, Mindestabstände zum Ufer vorzuschreiben und Tempolimits festzulegen. „Im Bereich besonders schützenswerter Flächen sollten spezifische Fahrtrouten und maximale Fahrgeschwindigkeiten vorgeschrieben werden und Schiffe sollten ihre Geschwindigkeit deutlich vor Erreichen einer Schutzzone verringern müssen“, forderte Peeters.
Noch mehr Fahrgast- und Sportschifffahrt auf Seen in Deutschland würde den Studienautoren zufolge die Belastungen der Uferzonen erheblich steigern, wenn man keine Maßnahmen zur Lenkung des Bootsverkehrs ergreife. Adressaten dieser Warnung seien keineswegs nur die Behörden. „Selbstverständlich sollen auch die Skipper, die Raumplanung und die Tourismuswirtschaft in die Diskussion einbezogen werden“, betonte Projektleiter Peeters.
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