Sparprogramm beim „Spiegel“: Kein frisch gepresster O-Saft mehr
Die „Spiegel“-Geschäftsführung zieht Zwischenbilanz bei ihrem Reformpaket: Im Juni soll es die ersten Kündigungen geben
Demnach seien die Modelle für den erweiterten Vorruhestand „sehr gut“ angenommen worden – zuletzt war von 111 Mitarbeitern die Rede, die freiwillig gehen – sodass deutlich weniger Kündigungen ausgesprochen werden müssten als erwartet. Dennoch seien Kündigungen nötig, die ersten seien für Juni geplant und sollen „fair und angemessen“ gestaltet werden. Hass schreibt von einem eigenen „Spiegel-Weg“, den er nicht weiter ausführt. Die Beratungen mit dem Betriebsrat laufen noch.
Da durch die Vorruhestandsmodelle auch Stellen ungeplant frei würden, soll es auch Nachbesetzungen geben. Hass schreibt von rund 25 Stellen, die neu besetzt werden sollen – vorzugsweise mit Mitarbeitern, die von einer Kündigung bedroht seien.
Im Rechnungswesen und Vertrieb, in der Vermarktung und Werbung sollen Aufgabenfelder ausgelagert werden. Die Geschäftsführung arbeite derzeit an einer „Leistungsbeschreibung“ und Ausschreibung.
Hauptstadtbüro zieht um
Über drei Millionen Euro konnten bereits an Sachkosten gespart werden, unter anderem dadurch, dass die Redaktion deutlich weniger mit Freien und Pauschalisten zusammenarbeitet – das spart Honorare. Raumkosten werden gesenkt, weil zum Beispiel das Berliner Hauptstadtbüro demnächst von seinem prestigeträchtigen Büro am Brandenburger Tor in ein neues in der Nähe des Hauptbahnhofs zieht. Gespart wird auch, weil der Orangensaft nun nicht mehr im Haus selbst gepresst, sondern frisch gepresst eingekauft wird.
Mit den neuen Produkten und laufenden Projekten zeigt sich Hass zufrieden: Das Jugendportal Bento sei gut gestartet, der morgendliche Newsletter „Morning Briefing“ würde von Lesern und Anzeigekunden gut angenommen: Die Werbeflächen für Mai, Juni und Juli seien durchgängig verkauft. Weniger erfolgreich sei der Regionalteil für Nordrhein-Westfalen gelaufen, den der Spiegel drei Monate lang getestet hatte und wieder einstellen wird.
Die technische Entwicklung eines Bezahlangebots für Spiegel Online laufe derzeit, der Einzelverkauf von Artikeln soll bald starten – 20 bis 30 Artikel vom Print Spiegel und Spiegel Online sollen zunächst pro Woche kostenpflichtig werden. Spiegel Daily, eine multimediale Tageszeitung, wird derzeit entwickelt. Geplant ist ihr Start für das letzte Quartal 2016.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken