: Sparen mit Prosa
■ Hamburg gibt immer weniger Geld für immer mehr Sozialhilfeempfänger aus
Immer mehr HamburgerInnen bekommen immer weniger Sozialhilfe. Rund zwei Milliarden Mark hat die Stadt im vergangenen Jahr dafür ausgegeben – 214 Millionen oder 9,5 Prozent weniger als 1996. Und das, obwohl die Zahl der HilfeempfängerInnen gestiegen ist: Im vorigen Jahr bekamen 135.000 Menschen – drei Prozent mehr als 1996 – Geld von der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales.
Deren Chefin Karin Roth (SPD) lobte gestern die MitarbeiterInnen und Computer ihres Amtes für diese Einsparungen. Ein neues Rechnersystem namens „Prosa“, das alle 30 Sozialdienststellen in Hamburg miteinander vernetzt, verhindere, daß jemand einfach zu zwei Ämtern gehe, Anträge stelle und doppelt Geld bekomme.
Außerdem, erklärte die Sozialsenatorin, hätten die BeraterInnen mehr Zeit für die Hilfesuchenden. Sie müssen nicht mehr stundenlang nach Akten wühlen, denn ein zweites Computerprogramm, „Infoline genannt“, spuckt gewünschte Informationen in Sekundenschnelle aus. Das sorgt für eine bessere Beratung, und die wiederum erlaubt eine genauere Einschätzung der Summe, die wirklich nötig ist. Eine Kooperation mit dem Arbeitsamt und privaten Vermittlerfirmen soll zudem dafür sorgen, daß mehr HilfeempfängerInnen wieder einen Job finden.
Mit neuer Software allein lassen sich allerdings noch keine 214 Millionen sparen. „Die Pflegeversicherung entlastet die Sozialkassen um allein 192 Millionen Mark“, erklärte Roth. Weitere 30 Prozent der Einsparungen seien dadurch zustandegekommen, daß Menschen, die ihre Wohnung verlieren und keine neue finden, nicht mehr in Hotels, sondern in Sozialwohnungen untergebracht werden.
Zudem habe das Land Hamburg, das im Vergleich zu anderen Großstädten hohe Sozialhilfesätze zahlt, einzelne Leistungen geschmälert. „Wir sind immer noch oft in der Spitzengruppe“, so die Senatorin. „An anderen Stellen sind wir aber zum Normalmaß geworden.“
Hamburgs Sozialausgaben sind schon zum zweiten Mal gesunken. 1995 betrugen sie 2,3 Milliarden Mark; ein Jahr später waren es 40 Millionen weniger. juw
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen