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SpandauBakterien im Wasser

In Spandau ist das Trinkwasser verschmutzt. Die Ursache ist unklar. Vorerst raten die Behörden den Anwohnern, das Wasser abzukochen.

Auch zum Zähneputzen sollen Spandauer das Wasser abkochen. Bild: ap, Michael Probst

Zähneputzen und Kaffeekochen bleibt für die Spandauer zunächst aufwändig: Noch bis mindestens Samstagabend müssen an die 150.000 Menschen im Bezirk Leitungswasser abkochen, da koliforme Bakterien im Trinkwasser gefunden worden waren. Das verunreinigte Wasser kann Durchfallerkrankungen zur Folge haben. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) hatten die Keime bei Routinekontrollen im Spandauer Wasserwerk entdeckt. Einige Liter verschmutztes Wasser dürften da bereits durch die Rohre gelaufen sein. Krank geworden ist davon aber offenbar niemand. Dem Bezirksamt waren bis Freitagnachmittag keine entsprechenden Fälle gemeldet worden.

Betroffen sind die Bewohner der Spandauer Altstadt, der Neustadt sowie in Teilen von Staaken und der Wilhelmstadt. Dutzende Mitarbeiter der BWB, des Gesundheits- und des Bezirksamts waren in den Vierteln unterwegs, um die Bevölkerung zu informieren. Sie warfen Faltblätter in Briefkästen, kontaktierten Kitas und Kliniken und standen mit einem Infomobil vor dem Rathaus. Auch die Geschäfte im Einkaufszentrum SpandauArkaden wiesen auf die Vorsorgemaßnahmen hin. Vor allem nach der ausführlichen Berichterstattung in Zeitungen, Radio und Fernsehen dürfte inzwischen jeder Bescheid wissen, sagte die zuständige Bezirksstadträtin Daniela Kleineidam (SPD). Außerdem wurden Beutel mit sauberem Wasser verteilt. "Wer Wasser 20 Minuten lang abkocht, ist geschützt", sagte Kleineidam. Es reiche nicht, Wasser nur mit dem Kocher zu erhitzen. Waschen sei problemlos möglich, so die Stadträtin. "Auch Duschen ist ungefährlich, so lange man nicht währenddessen gurgelt."

Die Wasserbetriebe suchten derweil weiter nach der Ursache der Verschmutzung. "Denkbar ist, dass die Bakterien über eine Baustelle oder durch Fäkalien ins Wasser gelangten", sagte BWB-Sprecher André Beck. Der Wasserbehälter im Spandauer Werk sei desinfiziert worden. Die Netze reinigten sich quasi selbst, da ja weiter gewaschen, geduscht und die Klospülung gedrückt werde, erklärte Beck. Ergebnisse der jüngsten Proben sollten im Laufe des Samstags vorliegen. Dann werde entschieden, ob Spandauer Wasser wieder trinkbar werde.

Die Wasserbetriebe haben das betroffene Gebiet mit Hilfe von Computersimulationen ermittelt. Die Berliner in den angrenzenden Vierteln, etwa in Charlottenburg und Wilmersdorf, müssten sich keine Sorgen machen, sagte BWB-Sprecher Beck. Der letzte Fall von verschmutztem Wasser in Berlin ist sieben Jahre her. Damals waren in Zehlendorf Colibakterien im Trinkwasser gemessen worden. Die Ursache wurde nie ermittelt. Vor kurzem war Leitungswasser in Teilen Potsdams verunreinigt. Auch dort ist nicht eindeutig geklärt, wie die Fäkalbakterien ins Wasser kamen. In einer Leitung wurden allerdings tote Nagetiere entdeckt, sie könnten die Keime in sich getragen haben.

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7 Kommentare

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  • W
    Wasserbürger

    Es ist gewiss kein Zufall, dass die beiden wichtigsten Bereiche bei den teilprivatisierten Wasserbetrieben, nämlich die kaufmännische und technische Leitung, in den Händen der privaten Anteilseigner RWE und VEOLIA liegen. Für feinporige Membranen ist kein Geld vorhanden, für die Gewinnausschüttung hingegen schon. Mehr kritische Infos unter www.wasserbuerger.de

  • W
    Wasserkrieger

    Erst wenn genügend druck von unten kommt wird in den feinporigen Membranen investiert, die solche mikrobakterielle Belastungen rausfiltern. Aber mit den teilprivatisierten BWB ist dies nicht zu erwarten, da ihre Gewinnmargen schrumpfen könnten. Der erfolgreiche Volksentscheid in Berlin hat den Weg gezeigt. Die Menschen sind bereit für ihr wichtigstes Lebensmittel aufzustehen und selbst ein Gesetzt auf dem Weg zu bringen. Sie würden es auch wieder tun. Deshalb freue ich mich auf das nächste Volksbegehren der Wasserbürger zur Rekommunalisierung der BWB. siehe www.wasserbuerger.de

  • S
    sternentau

    Die Berliner zahlen mit die höchsten Wasserpreise. Das bedeutet sehr hohe Gewinne für die privaten Anteilseigner der Berliner Wasserbetriebe, Veolia und RWE. Die Wasserbetriebe sollten so schnell wie möglich rekommunalisiert werden – unter Gewährleistung von transparenten Strukturen, nicht als Spielwiese für irgendwelch Politiker -, damit das Geld der Berliner, das jetzt als hoher Gewinn an die Privaten geht, für Investitionen zur Gewährleistung der Wassergüte verwendet wird. Dann haben die Berliner wenigstens etwas davon.

    Ich hoffe, dass bald das neue Volksbegehren zur Rekommunalisierung beginnt, wie es unter http://berliner-wasserbuerger.de angekündigt ist.

     

    Die Berliner haben nicht nur für die Offenlegung von Geheimverträgen ihre Stimme abgegeben; sie wollen auch ihr Wasser zurück.

  • WG
    wasser gehört in bürgerhand

    @ aurorua

    @ Rainer Pink

     

    genauso ist es!

    Entweder Gewinne ODER Trinkwasserqualität.

    Beides geht nun mal nicht.

    Das ist die Logik des Marktes.

    Die Aktionäre wollen halt ihre Gewinne.

     

    Wasser ist ein lebenswichtiges Gut. Die Bewirtschaftung dürfte nirgendwo und niemals an Unternehmen, die verpflichtet sind, Gewinne zu machen, abgegeben werden.

     

    CDU und SPD haben 1999 unser Gemeingut an RWE und VEOLIA verkauft.

    Wider aller Vernunft und Moral.

     

    Es ist unglaublich, dass Frau Fugmann-Heesing, seinerzeit treibende Kraft bei der Privatisierung, tatsächlich wieder in Berlin kandidiert.

    Wer hat uns verraten...?

  • W
    Wassermann

    Das überrascht mich nicht. Ich hatte vor ein paar Jahren beruflich da draußen zu tun und fand den Geschmack des Leitungswasser schon damals etwas sonderbar.

  • RP
    Rainer Pink

    Wenn infolge der (teilweisen) Privatisierung der Wasserbetriebe Kosten für Instandhaltungen gedrückt werden, notwendige Investitionen ausbleiben und eben diese Instandhaltungen nicht mehr im erforderlichen Maß erfolgen, dann braucht man sich über das "Versagen" einer keimfreien Trinkwasserversorgung nicht zu wundern - Dank Fugmann-Hesing und anderer SPD-"Genossinnen und Genossen" ! Entscheidend im Kapitalismus ist und bleibt doch die Profitmaximierung !

  • A
    aurorua

    Das sind die Segnungen der Privatisierung. Sparen am Personal um die Dividenden in die Höhe zu treiben, sparen an der Wartung und Instandhaltung zur Vermehrung der Renditen, Sparen auf allen Ebenen und ständige unerhörte Preiserhöhungen um noch mehr Kapital raus zu pressen. Alles genehmigt, gebilligt und forciert von korrupten Politikern denen der Wähler nach der Wahl scheissegal ist.

    Public Private Partnership in allen Bereichen ein Verbrechen am Wähler und Steuerzahler.