Spätttaufe: Saurier wird Oskar
Der Brachiosaurus brancai im Berliner Naturkundemuseum ist nich mehr namenlos. Die Namensgeber bekommen einen wunderbare Ehre. Sie werden Zahnpaten.
Man muss sich die Szene wie in diesem alten Lotto-Werbespot vorstellen: ein Kameraschwenk über Berliner Dächer, angespannte Stille. Dann der Jubelschrei aus einem offenen Fenster: "Mama, wir haben sie! Wir haben die Patenschaft für die Brachiosaurus-Zahnreihe!" Bombastische Musik, Abspann.
Klingt extrem absurd. Aber so ähnlich stellt sich das vielleicht Professor Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Naturkundemuseums, vor. Jene achtbare Einrichtung hatte anlässlich der Eröffnung des neu gestalteten Sauriersaals im Juli einen Besucherwettbewerb ausgelobt. Gesucht wurde ein Spitzname für das Skelett des Brachiosaurus brancai, das unangefochtene Glanzstück des Hauses, den, wie das Museum stolz mitteilt "größten Museumsdino der Welt".
Gestern wurden die Sieger verkündet. Gemacht hat das Rennen Familie Gerken aus Neukölln: Sie wollte den Knochenberg "Oskar" taufen. Eine Idee von geradezu paläontologischem Esprit - aber offenbar immer noch witziger als der Rest der 800 Einsendungen. Die Plätze zwei ("Long John") und drei ("Brachhilde") sprechen Bände.
Und der Lohn für die Namenstüftelei? Die "Patenschaft für eine Zahnreihe im Unterkiefer des Saurierschädels". Herzlichen Glückwunsch! Ob damit das Recht verbunden ist, "Oskars" Gebiss ab und an mit der Wurzelbürste zu schrubben, teilte das Museum nicht mit. Warum aber ausgerechnet die Zähne Paten bekommen haben, steht außer Frage: In 13 Metern Höhe sind die empfindlichen Fossilien höchstens mit dem Fernglas zu bewundern.
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