Soziales Profil der FDP: Liberale für Ehrenrettung der Leiharbeit
Leiharbeiter sollen den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft bekommen, fordert die FDP-Fraktion. Einige Lücken lässt sich die FDP aber offen.
BERLIN taz | Die FDP arbeitet weiter an der Schärfung ihres sozialen Profils. Am Montag erklärte der sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Heinrich Kolb, seine Fraktion trete für eine "faire Entlohnung in der Zeitarbeit" ein. Deswegen wolle man den "Grundsatz des Equal Pay im Bereich der Zeitarbeit stärken".
Unter Equal Pay versteht man, dass ein Leiharbeiter für die gleiche Tätigkeit denselben Lohn wie ein Kollege aus der Stammbelegschaft erhält. Die rot-grüne Regierung hatte diesen Grundsatz geschleift und damit dem Lohndumping in der Leiharbeit Tür und Tor geöffnet.
Offen lässt die FDP-Fraktion allerdings, ab wann der Grundsatz des Equal Pay greifen soll. "In der Einarbeitungszeit und für eine befristete Zeit danach ist es sinnvoll, eine gewisse Flexibilität bei der Entlohnung zuzulassen", erklärte Kolb. Wie lange jedoch diese Einarbeitungszeit beziehungsweise eine "befristete Zeit" sein soll, ließ Kolb offen. "Da legen wir uns nicht fest, das müssen wir jetzt mit dem Koalitionspartner besprechen", sagte Kolb. Das Ziel sei jedoch klar: "Wir wollen die Akzeptanz für Zeitarbeit steigern."
Ob die CDU mitzieht, ist jedoch fraglich. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) macht sich seit einigen Wochen nämlich weniger für Equal Pay als für einen Branchenmindestlohn stark. Den jedoch lehnt die FDP ab. Trotzdem hieß es am Montag aus dem Arbeitsministerium, der Vorschlag der FDP ziele in die "richtige Richtung".
Kritik für ihre Haltung zum Mindestlohn ernten die Liberalen hingegen von einem Teil der Arbeitgeber. Wolfram Linke, Sprecher des Interessenverbands Deutsche Zeitarbeitsunternehmen, sagte, es sei fraglich, ob Equal Pay "das eigentliche Problem löse". Das sieht Linke vor allem in der ab Mai 2011 EU-weit geltenden Arbeitnehmerfreizügigkeit. "Dann können Firmen aus dem Ausland hier mit eigenen Tarifverträgen und Niedriglöhnen arbeiten. Ein Mindestlohn wäre also die bessere Lösung", erklärte Linke. Doch auch am Grundsatz des Equal Pay "kommen wir über kurz oder lang nicht vorbei".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen