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Soundcheck

Gehört: Olodum, Fabrik. Der südamerikanische Publikumsanteil lag bei mindestens 50 Prozent. Lange Schlangen bildeten sich vor der Garderobe, viele wollten für das kommende Spektakel nur das Nötigste am Leibe behalten. Denn mit der Percussiongruppe Olodum hatten sich die erfolgreichsten Vertreter brasilianischer Tanzmusik angekündigt – und die Hoffnung auf Bewegung wurde nicht enttäuscht.

Die Trommler der 14-köpfigen Truppe legten gleich beim Intro die Tanzrichtung fest: Samba-Reggae für den Rest des Abends. Fünf Surdos mit ihren tiefen, durchdringenden Beats, dazu Snare-Drum, die „Timba“ genannte konusförmige Sambatrommel und die aus der kubanischen Musik bekannten Timbales produzierten jene Mischung aus Samba, karibischen Klängen und Reggae, als deren „Erfinder“ Olodum gehandelt werden.

Die zweiköpfige Bläserfraktion mit Saxofon und Posaune sowie der Keyboardspieler steuerten lediglich einige Melodiefarben bei. Wichtiger waren die beiden Sänger der Band, die abwechselnd ein best of der Songs aus 21 Jahren Olodum-Geschichte intonierten.

Beim ersten Stück nach dem Intro war klar, dass die Band nicht zum ersten Mal in Hamburg spielte: Die Fangemeinde sang bei „Alegria Geral“ sofort den Refrain mit. Spitzfindigkeiten in der Rhythmusfraktion blieben im weiteren Verlauf des Abends aus.

Dafür lockerten die Trommler ihren Grundgroove durch choreografische Einlagen auf, vom artistisch anmutenden Schlegel-Hochwurf über das Trommel-Stemmen bis zum Hüft- und Beckenkreisen. Schließlich ist Olodum ein Kind des Karnevals in Bahia; dort gilt es, im Wettkampf mit anderen „Blocos Afro“ das Publikum mit allen Mitteln anzusprechen und für sich zu gewinnen. Und das ist Olodum in der Fabrik mit ihrem klangmächtigen Groove durchaus gelungen – die Rhythmen zwingen ja fast zum Tanzen. Und Konkurrenz war schließlich nicht zu befürchten.

Sven Tietgen

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