: Soundcheck
Gehört: Richard Ashcroft, Docks. Nur, weil er den Weg zur Erleuchtung allein nicht mehr ganz so glorios vorgibt wie mit seiner ehemaligen Band The Verve, muss man Richard Ashcroft keine Vorwürfe machen. Er erleidet nicht das Schicksal Paul Wellers nach dem Ende von The Jam: nämlich ein Lehrer mit Liedern zu werden, der die Langeweile auf seiner Seite hat, und es wahrscheinlich nicht mal weiß. Das bewies Ashcroft in tollem Vaudeville–Licht, weißem Unter- wie Oberhemd und akustischen Versionen seiner Hits, allesamt dicke romantische Epen. Er hat immer noch einen Ruf als Verrückter, aber er war am Dienstag Abend auch mindestens die große weiße Hoffnung des sanften, emphatischen, melodramatischen Dandy-Songs – gewaltig und umfassend liebevoll. Viele junge Frauen zündeten sich lächelnd eine Zigarette zu „The Drugs don't work“ an. „Bittersweet Symphony“ spielte Ashcroft allein, ehe die Band einsetzte und ein netter König Richard nichts mehr tun mochte als die Worte „Thank you“ zu wiederholen. Da nun wirklich nicht für.
Kristof Schreuf
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