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Sonntag in bremen„Mehr als mordende Nazis“

Terror Das Aktionsbündnis „NSU-Komplexe auflösen“ informiert über rassistischen Terror

Foto: Dörthe Boxberg
Daniel Poštrak

38, Grafiker und Filmemacher aus Köln. Mitglied in der Initiative „Keupstraße ist überall“.

taz: Herr Poštrak, worum geht es bei der Vorbereitung auf das Tribunal?

Daniel Poštrak: Auf der einen Seite wollen wir zeigen, was das Spezifische des NSU-Komplex’ ist, wie rassistischer Terror funktioniert und inwiefern gesellschaftliche Akteure darin involviert sind. Und natürlich wollen wir alle BremerInnen zum Tribunal nach Köln einladen.

Was ist das für ein Tribunal?

Das Tribunal ist vom Aktionsbündnis „NSU-Komplex auflösen“ ins Leben gerufen worden, das sich aus vielen antirassistischen Initiativen zusammensetzt. Es ist ein Baustein, der dabei helfen soll, den NSU-Komplex aufzuarbeiten. Dabei wollen wir eine Anklage formulieren, die seine AkteurInnen und ihre institutionelle Einbettung benennt und sich aus dem Wissen der Betroffenen speist.

Warum ist es notwendig ein solches Tribunal abzuhalten?

Die Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex ist sehr täterfixiert, auch in der medialen Berichterstattung. Die Stimme der Opfer spielt kaum eine Rolle. Das wollen wir ändern. Ziel und zentrale Forderung der Veranstaltung ist ein Perspektivwechsel, denn die Rassismus-Ex­pertInnen sind diejenigen, die davon betroffen sind.

Ist es sinnvoll dafür einen Kunstkontext zu wählen?

Das Aktionsbündnis ist aus antirassistischen Initiativen hervorgegangen, die gemeinsam mit den Betroffenen arbeiten. Deshalb würde ich nicht sagen, dass wir uns vornehmlich in einem Kunstkontext bewegen. Auch das Theatergebäude selbst stellt über seine Geschichte noch einen anderen Kontext her: Das Carlswerk, in dem heute das Schauspiel Köln sitzt, war früher eine Fabrik, in der viele Migranten gearbeitet und den Stadtteil maßgeblich geprägt haben. Damit wollen wir noch einmal darauf aufmerksam machen, wie wichtig eine migrantische Perspektive auf den NSU-Komplex ist.

Gibt es das auch woanders?

Ja, seit ungefähr einem Jahr fahren wir in unterschiedliche Städte und machen einerseits auf das Tribunal aufmerksam und versuchen auch Bezüge zu lokalen antirassistischen Auseinandersetzungen herzustellen. Denn der NSU ist mehr als drei mordende Nazis. Er offenbart einen strukturellen Rassismus, über den geredet werden muss.

Interview: Maximilian Schmidt

16 Uhr, Schwankhalle

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