Somalia unter Schock: Blutbad am Strand
In Mogadischu sterben bei einem Selbstmordanschlag 37 Menschen. Regierung macht die islamistischen Shabaab-Rebellen verantwortlich.
„Alle brachen in Panik aus und es war schwer zu wissen, was los war, denn die Schüsse begannen sofort nach der Explosion“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP einen Augenzeugen. Fotos und Videos vom Tatort zeigen Leichen und Verletzte im Sand und panisch herumirrende Menschen in der Dunkelheit.
Somalias Regierung machte für den Anschlag die islamistischen Shabaab-Rebellen verantwortlich, die seit Jahren gegen die Regierung und die auf deren Seite stationierten afrikanischen Eingreiftruppen kämpfen.
Seit 2011 sind die Rebellen nicht mehr in Mogadischu präsent, aber sie kontrollieren bis heute weite Teile des Umlands, trotz einer 2022 begonnenen Großoffensive der Eingreiftruppe ATMIS der Afrikanischen Union (AU).
UN-Sicherheitsrat: Zunahme der Anschläge seit Januar
Diese Offensive ist zuletzt ins Stocken geraten, weil Somalias Präsident Sheikh Mohamed Hassan den Abzug der AU-Truppe wünscht und diese bereits ein Viertel ihrer ursprünglich 19.000 Soldaten nach Hause geschickt hat.
Der jüngste Somalia-Bericht des UN-Sicherheitsrats von Anfang Juni vermeldete allein für die vier Monate ab 25. Januar 166 Sprengstoffanschläge in Somalia mit zusammen 300 Opfern – eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In der Folge vereinbarte Somalias Regierung mit der AU eine Verlangsamung des laufenden ATMIS-Abzugs.
Sie besteht allerdings darauf, dass Äthiopiens Kontingent Somalia vollständig verlässt – die beiden Regierungen sind verfeindet. Mehrere Regionalregierungen im Süden Somalias haben sich wiederum gegen einen Abzug Äthiopiens ausgesprochen.
Spannungen mit Äthiopien helfen der Shabaab
Die resultierenden Spannungen erleichtern es den Shabaab offenbar, sich zu reorganisieren. In Mogadischu waren sie seit einer verheerenden Anschlagsserie im Oktober 2022 nicht mehr nennenswert in Erscheinung getreten.
Jetzt fühlten sie sich sicher genug, vor dem Anschlag auf Lido Beach eine Warnung zu veröffentlichen. „Jeder Ort, wo sich Ungläubige versammeln, ist ein Ziel für die Mudschahedin; bleibt weg“, appellierte ein Shabaab-Kämpfer per Video an seine somalischen Landsleute. Er soll selbst einer der Attentäter vom Freitag sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“