piwik no script img

"Social Seating" bei KLMFlugzeug wird zum sozialen Medium

Die niederländische Fluggesellschaft KLM führt im Januar ein neues System ein: Sitznachbarn können sich über gemeinsame Interessen auf Facebook finden.

Schnell noch die Sitznachbarn festlegen: Flugreisender in Mexiko-Stadt. Bild: reuters

AMSTERDAM taz | Reiseziel auswählen, buchen, noch schnell den Online-Check-In erledigen und ab zum Flughafen? Bei der niederländischen Fluggesellschaft KLM können die Kunden demnächst vor dem Take-off einen weiteren Schritt erledigen, der den Verlauf der Reise entscheidend beeinflussen kann.

Mittels sozialer Netzwerke soll es möglich sein, die Sitznachbarn selbst aus zu wählen. Wer will, kann schon im neuen Jahr über die Online-Netzwerke Facebook oder LinkedIn einchecken und anhand der Profile von Mitpassagieren wählen, neben wem man die kommenden Stunden verbringen möchte.

Entsprechende Pläne wurden zu Wochenbeginn in einer CNN- Meldung bekannt. Eine Sprecherin des KLM- Hauptquartiers in Amsterdam bestätigte der taz, dass die Neuerung schon im Januar eingeführt werden soll. "Ein entsprechendes Tool wird zur Zeit entwickelt." Weitere Details will die Airline momentan noch nicht veröffentlichen. "Social seating" soll die Flugreise zu einer angenehmeren Erfahrung machen.

Zustimmung erforderlich

Wert legt KLM darauf, dass "angenehm" dabei keinen einseitigen Charakter hat: Essentielle Vorbedingung ist, dass alle Beteiligten zuvor einer entsprechenden Nutzung ihrer Profile zustimmen. Online-Stalking als Anbahnung der Kontaktaufnahme über den Wolken ist also just nicht die Absicht. Auch als Datingservice will KLM Social Seating nicht verstanden wissen, und erst recht nicht als Zugangshilfe in den Mile High Club.

Die Synergieeffekte beim Marketing, die sich aus der Verbindung von Unternehmen und Sozialen Medien ergeben, sind wohl die Grundlagen des Konzepts "Social Seating". KLM ist dabei keinesfalls die erste Fluggesellschaft, die sich dieser Idee bedient. Noch allerdings ist sie selten genug, um die Reputation eines Pioniers zu ergattern und sich diese im harten umkämpften Flugmarkt auf die Fahnen schreiben zu können.

Nicht die erste Fluglinie

Mit einem vergleichbaren Konzept begonnen hat bereits Malaysian Airlines, die seit Anfang dieses Jahres in Kooperation mit Facebook einen Service namens "MHbuddy" anbieten. Dieser gibt Passagieren die Möglichkeit, am Zielort ihrer Reise Freunde zu suchen und sich auf Basis von persönlichen Daten die Sitznachbarn auszuwählen. Voraussetzung für den potenziellen Nutzer ist, den entsprechenden Angeboten den Zugang zu den allgemeinen und den Profilangaben von Facebook zu geben sowie zu Informationen, die Kontakte mit dem jeweiligen User teilen.

Wenn KLM im Januar den "Social-Seating"-Markt betritt, dürften viele Konkurrenten in nicht allzu ferner Zeit folgen. Interessant wird dabei die Frage werden, ob und wie Airlines und Soziale Medien zu verhindern versuchen, dass andere Geschäftsleute den Service als Möglichkeit entdecken, selbst Kunden zu akquirieren.

Ein Flug könnte damit leicht zur inoffiziellen Butterfahrt über den Wolken werden. Diskutiert wird bislang in Reiseforen auch darüber, ob User bereit wären, für "Social Seating" extra zu bezahlen. KLM macht dazu bislang noch keine Angaben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • K
    Klaus

    Also bitte, etwas mehr richtige Grammatik:

    Es heißt "auszuwählen", nicht "aus zu wählen".

    Rettet die deutsche Sprache!

    Mit freundlichen Grüßen