: So schön wie der Norden
■ Uwe Nielsen will einen Kinofilm über die große Bremer Zeit des Beatclub drehen, wenn nichts dazwischenkommt
Vor zwei Jahren fing es an. Da kehrte Uwe Nielsen, laut Visitenkarte „Autor - Regisseur - Producer“, aus München nach Bremen zurück. Die SPD hatte ihm halbwegs die Leitung des geplanten „Kulturforums“ auf der Teerhofinsel angetragen, und irgendwie die Leitung des Forums Langenstraße obendrein, und weil beides auf gut Bremisch verraucht war, kaum daß Nielsen sein neues Haus bezogen hatte, war guter Rat plötzlich teuer.
Nielsen behalf sich. Er setzte sein Wirken als Gaglieferant für allerlei Unterhaltungssendungen des deutschen Fernsehens fort, er schrieb weiter an seinem „Hitler-Musical“, das jetzt „schon zu zwei Dritteln fertig“ ist, und er hatte die unwiderstehliche Idee zu einem Kinofilm: Um den „Beat Club“ von Radio Bremen sollte es gehen und um das ganze „Lebensgefühl“ von dazumal. „Diese Zeit und ihre Musik, so wie sie war“, das ist sein Thema, „und George Lucas mit American Graffiti, das ist schon mein Vorbild. Eine Gruppe von Beatclub-Fans, und dann die sozialen Entwicklungen, sagen wir mal von 66 bis 69.“.
Jetzt führt er schon die ersten Interviews mit den Zeitzeugen, die sich bisher gemeldet haben, hauptsächlich Beatclub-Fans der ersten Stunde, und wenn er genügend Geschichten beisammen hat, macht er ein Drehbuch für „Schauspieler, die das dann nachstellen“.
Beim Heimatsender hat er natürlich längst angeklopft. Dort hieß es: Kein Geld, aber Beistand durchaus, wenn's soweit kommen sollte, vom Kameramann bis zum Schnittplatz. Außerdem darf Nielsen das umfangreiche Archivmaterial von Radio Bremen in seinen Spielfilm hineinschneiden. Bloß mit dem Geld hapert es nach wie vor. Nielsen spricht zwar von der Aussicht auf „EG-Gelder, weil es ja ein europäisches Thema ist“, und von der Aussicht auf Bundesmittel spricht er auch, aber bisher hat ihm nur das Bremer Filmbüro 50.000 Mark fürs Drehbuch bewilligt.
Es wartet also noch ein schönes Stück Weges bis zu den zwei Millionen, mit denen er kalkuliert. „Da muß ich mich natürlich bei der Deko zurückhalten“, sagt er, „und ich kann ja auch vorwiegend mit jungen Schauspielern arbeiten. Da sind die noch nicht so teuer.“ Außerdem trifft es sich, daß seine Frau eine Schauspieleragentur hat. „Die kennt jede Menge Leute, die vielleicht talentierte Kinder haben.“
Aber verspürt er denn gar keine Angst? Kaum drei Jahre ist es her, da drehte Horst Königstein einen viel teureren und wirklich guten Spielfilm zum Thema, und niemand wollte ihn sehen. Nielsen aber ist siegesgewiß. „Bammel hat man vor einer großen Aufgabe immer. Aber man orientiert sich ja nicht an den Flops, sondern immer nach oben: Ich sag mal George Lucas oder Peter Bogdanovich mit seiner Last Picture Show.“
Bloß daß Nielsen als Regisseur eher unerfahren ist. „Aber wenn ich im August das Drehbuch fertig habe, bleibt ja noch genügend Zeit, mich vorzubereiten“. Außerdem hat er durchaus in Fernsehsendungen wie „baff“, „Wundertüte“, „Opfer der Liebe“, „Lieder so schön wie der Norden“ teils als Gagschreiber, teils aber auch leitend mitgewirkt, von seiner neunjährigen Arbeit im Bremer Packhaus-Theater ganz abgesehen, wo er der Kabarettgruppe „Kling-Klang-Company“ als Gründer, Autor und Regisseur diente.
Und wenn doch noch alle Stricke reißen, hat er noch genügend Projekte nebenher laufen: das Hitler-Musical, bei dem er allerdings nicht mehr so recht weiß, „ob man das jetzt noch so machen kann, aber wenn, dann geht das nur in der Art von Mel Brooks, also wenn man die letzte Geschmacklosigkeit nicht scheut“. Und neben dem Hitler-Musical noch eine „Sit Com“ namens „Currywurst“ über die Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin, abgehandelt am Beispiel einer Pommesbudeninhabersfamilie, „wo zum Beispiel der fette Sohn übersinnliche Kräfte kriegt, immer wenn er Mayo ißt - also der WDR wollte das schon haben, aber dann ging das doch wieder daneben. Jetzt versucht unser Agent, das an andere Sender zu verkloppen“. Und neben der Sit Com noch das bremischste aller Projekte, nämlich das geplante Musical im gescheiterten Show Park. „Ich war's ja gewesen, der den Wirtschaftsstaatsrat Haller überhaupt erst mit dem Produzenten Kurz zusammengebracht hat!“ Jetzt rechnet sich Nielsen „zwar keine leitende Stelle“ aus, „aber ein Wunder wär's schon, wenn ich da wieder rausfliegen würde“. Manfred Dworschak
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