: So oder so nur Sexualobjekt
betr.: „Was ziehen wir uns an?“, taz vom 8. 3. 02
Die kopftuchtragende und die unverschleierte, geschminkte Frau, die einen Minirock und ein knappes Dekolleté trägt, haben nicht nur ähnliche Lebensläufe und Probleme gemeinsam. Ihre äußere Erscheinung symbolisiert die jeweils andere Seite derselben Medaille.
Beide werden in erster Linie in ihrer Bedeutung als Sexualobjekt wahrgenommen. Während die eine am ehesten wertgeschätzt wird, wenn sie sich ihrer auferlegten Rolle schämt und das durch sie ausgelöste Begehren „verschleiert“, wird die andere dazu aufgefordert, ihre Rolle so aufzublähen, dass sie den Großteil ihrer eigenen Wertschätzung daraus ableitet. Diese einseitige Definition der Frau verhindert nicht nur einen unverstellten Blick auf ihre eigenen Bedürfnisse, sie sät auch Feindseligkeiten zwischen ihr und anderen weiblichen Leidensgenossinnen und stellt zudem eine denkbar schlechte Investition für die Zukunft dar, denn ihre Schönheit nimmt normalerweise im Laufe des Alters nicht zu.
MAJA IN DER WISCHE, Chemnitz
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