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■ QuerspalteSo laßt uns Scharping preisen!!

Kein Zweifel, „dies ist die Stunde“ (Theo Sommer) des Rudolf Scharping. Wie bitte? „Ja“ (Rudolf Augstein) und nochmals ja: Es gilt, den Gescholtenen auch einmal zu loben, zu preisen, zu hymnisieren. Deshalb für den SPD-Vormann Scharping einen Tusch, ganz ohne schrägen Nebentöne: Tusch! Doppeltusch!!

Denn schließlich, dieser Mann leistet Unglaubliches. Wer gestern in den Zeitungen geblättert hat, wurde verwirrt von der Omnipräsenz des „Westerwälders“ (Kicker), derart verwirrt gar, daß schon fast ein Verdacht reifen wollte: Ist die „Barracke“ (E. D. Lueg) in Bonn inzwischen eine frankensteinsche Laborhöhle? Eine Klon-Manufaktur, in der Retorten- Scharpings en gros fabriziert werden?

Was geschehen ist? An diesem Tag der Einheit sehen wir den ENKEL etwa in Wien – wo er nichts weniger als den „Stargast“ (FAZ S.8) beim Parteitag der SPÖ gibt. Dort darf der Schmähsack Ungewohntes erleben: „Beifallsstürme und minutenlange Ovationen“ (dito). Die zwar nicht ihm galten, aber immerhin. In der „Alpenrepublik“ (Ulrich Wickert) fällt dem Leidgeprüften sogar Ironie aus dem Bart: „Nehmt euch an den deutschen Sozialdemokraten im Moment nicht unbedingt ein Vorbild.“

Sprach's und tauchte – ratzfatz – in Brighton auf. Um dabeizusein, wie Tony Blair die linken Labours rasiert, ja: niederstrahlt! Und wieder braust Applaus. Und wieder ist der ENKEL geradezu heiter gestimmt, wie die SZ (S.7) rapportiert, glänzt mit schwarzem, britischem Galgenhumor: „Die Nachricht von unserem Tod ist sehr übertrieben.“

Sprach's und taucht – ratzfatz – als „Ehrengast“ (FR, S.4) in der Düsseldorfer Tonhalle auf. Etwas ermattet hockt da der ENKEL hinter Rita Süßmuth, das Haupt wie schlummernd auf den Krawattenknoten gestützt – ein AP-Bild des Jammers.

Kopf hoch! möchte man ihm zurufen. Lerne von diesem Tag der Einheit! Düse GENSCHMANartig durch die Welt, und das Wunder passiert: Am Dienstag hatte die SPD erstmals seit Wochen keinen Abgang zu beklagen. Luik & Thomma

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