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So ist BerlinHeimat der Heimatlosen

Berlin ist eine Haltung und Lässigkeit ihr Kern. So bleibt die Stadt denen eine Heimat, die woanders keine mehr haben - und so hat sie auch gewählt.

Berlin bietet denen eine Heimat, die woanders keine haben. Bild: dpa

BERLIN taz | Seit Monaten, nein, Jahren schütten Feuilletonisten kübelweise Dreck über Berlin aus, weil die Stadt sich entweder zu sehr oder zu wenig verkauft. Sei nicht so, sei anders, aber sei Berlin. Dabei weiß keiner so richtig, was Berlin nun leisten soll, da hat jeder seine eigenen Vorstellungen - das wurde auch in diesem Wahlkampf deutlich.

Weltoffen soll die Stadt sein, doch Hostelhaufen und Großflughafen will man verhindern. Coole Partystadt will man bleiben, aber ohne Pub Crawler. Berlin soll sich endlich selbst finanzieren können, aber Heuschrecken abwehren, soll der Problembezirke Herr werden, aber Gentrifizierung und Mietwucher verhindern. Kreativ, aber effektiv sein. Sauber und freundlich, aber authentisch. Günstig, aber nicht billig. Nicht Ballermann und nicht Champs-Élysée. Hauptstadt, aber auch Heimat, maximale Veränderung bei totaler Beständigkeit. Wer soll das verstehen?

Wowi versteht das. Der Berlin-Versteher und Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit lächelt diese Widersprüche und Existenzängste der Berliner wegen steigender Mietpreise lässig weg. Er lässt das alles jetzt mal laufen im Vertrauen darauf, dass es schon schiefgehen wird, und in dem Wissen, dass niemand sich die Sumpfgebiete der CDU-Jahre mit Diepgen und Landowsky zurückwünscht. Der Mief der Jahre des Stillstands und der Mauschelei bis 2001 war und ist ein so großartiges Feindbild, dass Herr Henkel hier keinen Fuß in die Tür kriegt. Noch nicht. Denn der kommt ebenso wenig lässig rüber wie Renate Künast.

Lässigkeit ist aber ganz wichtig in Berlin. Die ganze Welt guckt auf Berlin und findet es irre lässig, Wowi findet Berlin lässig. Heerscharen von Touristen, Künstlern, sonstigen Kreativen und Studenten zieht es in diese Stadt, und wem es hier gefällt, der bleibt. Und die Berliner? Nennen es eher ein Gefühl der Gelassenheit, das diese Stadt prägt.

Hundescheiße inklusive

Raubeinigkeit, Hundescheiße, Graffiti im Hausflur, Arschgeweih und Kopftuch sind nicht jedermanns Sache, aber dennoch findet sich hier ein Maß an Toleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen, das dem Rest von Deutschland abgeht - sonst würde Westdeutschland sich ja nicht ständig so echauffieren über Berlin. Hier herrscht das Grundgefühl, in einer linken Stadt zu leben. Und das liegt nicht nur an den noch vergleichsweise niedrigen Preisen für Wohnungen, S-Bahn-Tickets, Schwimmbad oder Zoo, die Münchnern und Hamburgern das Wasser in die Augen treiben. Wer hier lebt, der mag es so - Berlin ist eine Haltung, Berliner kann man werden.

Die Motive, warum jemand nach Berlin kommt, sind in den seltensten Fällen noch so ideell wie vor dreißig oder vierzig Jahren, bei einem rot-roten Senat aber auch nicht wirtschaftlicher Natur. Berlin bietet denen eine Heimat, die woanders keine haben, und lässt sie hier auf Nachbarn treffen, mit denen man leben kann und die nicht ständig über den imaginären Zaun linsen, um zu gucken, was es zu Mittag gegeben hat. "Jeder nach seiner Fassong" heißt es hier - und darum stört sich keiner dran, wenn der eine in Ballonseide und Badelatschen, der Nächste im Businessanzug und die Übernächste morgens um sieben im Minikleid das Haus verlässt. Und welches Label an den Klamotten hängt, ist auch in keiner anderen Stadt so wurscht wie in Berlin. Abgesehen von den dedicated few ist der Berliner eher unelegant bis schlecht gekleidet,das wusste schon Fontane. Hier kann man getrost auf das Megakommerzshopping wie in London, Paris, New York verzichten, ohne sich underdressed zu fühlen.

Das alles liegt natürlich nicht oder zumindest nicht nur an der Geschmacklosigkeit und Schmerzfreiheit der Berliner, sondern vor allem daran, dass es in dieser Stadt vergleichsweise wenig Leute gibt, die viel Geld verdienen. Daran, dass es hier keinen Finanzsektor wie in London, New York oder Frankfurt gibt, der Kapital bindet. Und an der sozialen Mischung, wie sie James Hobrecht in den Berliner Mietskasernen zur vorletzten Jahrhundertwende und Bruno Taut sogar in seinen Siedlungen im grünen Speckgürtel zwanzig Jahre später vorgesehen hat - sie hat hier Tradition und ist noch nicht zerstört. Wohnungsbaugesellschaftswohnungen neben Luxuslofts, noch gibt es diese Heterogenität in den Berliner Bezirken. So herrscht weniger Aufstiegszwang, denn noch lässt es sich hier auch mit wenig Geld auskommen, und das gute und schöne Leben jenseits der "Ghettos" wird nicht medial als das bessere kolportiert, wie in London beispielsweise.

Billige Pizza, billiges Bier

Selbst an Plätzen wie dem Gendarmenmarkt, dem Schlossplatz oder dem Mauerpark, die der Berliner an die Touristen abgeben musste, gibt es noch Bier und Pizza aus Buden, Spätis oder Restaurants, ohne dass dafür der sechsfache Preis verlangt wird. Die Kopftuchtürkin gibt der obdachlosen Motz-Verkäuferin nen Euro, und wer Einlass in Berlins beliebteste Clubs begehrt, ist vollkommen unabhängig von Schuh- und Automarke der Willkür des Türstehers ausgeliefert.

Sushi, Currywurst und Döner führen eine ebenso friedliche Koexistenz wie Dauerbaustelle und S-Bahn-Chaos. Das geteilte Leid beim Warten auf die S-Bahn und beim Klettern über das Packeis auf den Bürgersteigen führt zwar nicht dazu, dass man es unkommentiert lässt, wenn man den Rucksack des Vordermanns ins Gesicht kriegt oder sich gar zu unsympathischen Zeitgenossen auf eine Sitzbank quetscht, aber doch so weit, dass die Mitmenschen hier nicht das Hauptproblem sind.

Nichts ist langweiliger als das Geläster über Schwaben oder Parallelgesellschaften, wenn es gilt, den eigenen Way of Life zu verteidigen. Und den sehen viele Berliner derzeit bedroht. Sie werden piesepampelig, wenn sie mit ansehen müssen, dass ein jeder aus der Stadt herausholt, was zu holen ist, und sie selber gehen leer aus, weil sie sich mal wieder um die eigenen Angelegenheiten gekümmert haben, anstatt darauf zu achten, was sonst so passiert.

Franz Bieberkopfs Erben

So langsam droht es dem Berliner zum Verhängnis zu werden, dass er, wenn ihm nicht gefällt was er sieht, erst einmal in die andere Richtung guckt. Manche verwechseln das mit Ignoranz, Wurschtigkeit oder Arroganz, dabei dient es der Schonung des Nervenkostüms. Auf diese Weise lässt sich die Ballermannisierung der Innenstadt verkraften in dem Glauben, damit den Preis zu zahlen, den eine Hauptstadt zahlen muss. Franz Bieberkopf hat es auch nicht leicht gehabt.

Schön wäre im Gegenzug eine Lösung des nach zwanzig Jahren immer noch verstopften Nadelöhrs zwischen Ost- und Westberlin. Da braucht es gar kein Tempo 30, wenn man eh zu jeder Zeit im Stau steht. Und schön wäre auch, wenn nicht ständig schriftlich oder verbal über Berlins vermeintliches Unvermögen lamentiert würde, allem gerecht zu werden. Zur Not lässt sich aber auch darüber hinwegsehen. Was nicht heißt, dass der Berliner wegsieht, wenn Nazis durch seinen Kiez marschieren, die Mieten ins Unbezahlbare steigen, ungerechte Kriege geführt werden, Atomkraftwerke in die Luft fliegen oder das Internet kassiert wird. Dann hört der Spaß auf, dann wird demonstriert. Das versteht sich von selbst.

So ein Feindbild kann sich wandeln. Hat man den Berliner einmal enttäuscht, wird das nicht so schnell verziehen. Noch ist das Unbehagen eher diffus. Noch denken die Berliner, wenn Linkspartei und SPD hunderttausende Wohnungen privatisieren - wie viele würden dann erst die Christdemokraten an Heuschrecken verschachern? Aber wenn die "Linken" ihre Energien weiter in die Begradigung einer charmant ungeraden Kastanienallee und in das Schließen von Clubs wegen Lärmbelästigung statt in Kulturprojekte stecken, überall Starbucks-Filialen mit Kaffee für 3 Euro und Zara, H & M und Saturn-Geschäfte aufmachen statt kleine Boutiquen und Einzelhändler, Leute mit geringem Einkommen in die Randbezirke ziehen müssen, während skandinavische Investoren in Kreuzberg das Regiment übernehmen - kurz: wenn mal wieder alle profitieren, nur der Berliner nicht, dann könnte es sein, das der das nicht mehr gelassen sieht. So schmerzbefreit, wie immer alle behaupten, ist man dann doch wieder nicht.

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37 Kommentare

 / 
  • HH
    H. Haller

    Ja, mit dem Türsteher ist es echt scheiße, früher gab’s so was wirklich selten und heutzutage ist der Typ, der vor dem Berghain steht, einer der prominentsten dieser Stadt. Es scheint als ob je „kreativer“, „internationaler“ und „kosmopolitischer“ dieser Stadt wird desto onanierender und paradoxerweise weltfremder. Was soll „

    Heerscharen von Touristen, Künstlern, sonstigen Kreativen und Studenten zieht es in diese Stadt, und wem es hier gefällt, der bleibt“ bedeuten? So einfach und „laidback“ ist es überhaupt nicht. Mit Sicherheit muss eine taz Redakteurin wissen, dass nicht alle Leute dieser Welt bedingungslos nach Berlin reisen dürfen. Und wenn die Leute aus den „unentwickelten Ländern“ es mal schaffen nach Deutschland zu gelangen dann haben die hier meistens weder Rechte noch unbefristete Aufenthalts-/Arbeitserlaubnisse. Ja, Berlin ist IMMER NOCH nicht wie London und man begegnet IMMER NOCH ganz wenigen teuren Autos oder luxuriösen Kinderwagen in Neukölln aber man hört da gleichzeitig weniger Türkisch auf der Strasse als Englisch und wird mit Massen von vintage Klammoten und modischen Apple Laptops unfreiwillig konfrontiert.. Der hippe berliner Lieblingssport, sich BEWUSST AUFWENDIG „underdressed“ zu geben und dessen Bedürfnis mit dem neusten Streetfashion-Trend „up to date“ zu sein, bedeutet dass auch in dieser Stadt ganz viel Energie, Geld und Gedanken an den Konsum verschwendet wird. Berlin ist auch eine Konsummetropole geworden, nur, dass diese Art von Konsum ein bisschen „alternativer“ sein soll. Und wenn man den „Ausländer“ lediglich an der Dönerbude oder im Spätie trifft heißt das nicht wirklich multikulturell zu sein. Die Wahlergebnisse sind symptomatisch für die Prekaritätsangst und die individualistische Prioritäten der neuen, jungen, libertären Mittelschicht. Die Frage ist: Sollte man sich freuen, dass man das Glück und das Privileg hat in einer Stadt wohnen zu können, in der trotz des in West Europa wachsenden neoliberal Konservatismus es wenig CDU und FDP Wähler gibt, oder sollte man sich schlecht fühlen, weil die Mehrheit von den angeblich „links“ denkenden Leuten sich für die Parteien entschieden haben, die sich fast nur mit der Identitätspolitik der Mittelschicht beschäftigen?

  • GN
    ganz normaler Bürger

    Man ey mich kotzt das an, dass sich die ganze Welt so ein Kopp um Berlin macht. Man is ja erst stolz darauf, dass ein jeder Mann Berlin kennt und cool findet, aber darf man nicht auch mal ein ganz normaler Bürger sein, der die Schnauze voll hat das ein jeder nach Berlin kommt und seinen Senf abgibt. Kann Berlin nicht bitte einfach bleiben was es war. Ein versüfftes altes Drecksloch. Diese ganze Glorifizierung is genau der Ursprung für die ganzen Konzerne und Yuppirisierung.

  • JC
    Johnny Cynic

    Seltsam, ich kenn ein Bundesland mit der Bezeichnung Berlin. Das ist aber so ganz anders als die Julia, der Stephan, der Lentz oder andere hier schildern.

    Andererseits war ich neulich -und das ist kein Schachzug von IHNEN- in BIELEFELD!

    Ja, bei meiner Ehre, dem Leben meiner Mutter und der Libido von Charlie Sheen, Bielefeld existiert!

    Ich bin zur Überzeugnung gelangt dass der Bielefeld-Fake nur ein weiterer Schachzug von IHNEN ist um zu verschleiern dass es in Wahrheit kein "Berlin" gibt.

    Indizien dafür gibt es genug:

    Die ausserhalb von "Berlin" anzutreffenden "Berliner" sind so grotesk dass es sich nur um Amateurestatisten handeln kann, die aus der Provinz "Nachgezogenen" vermeiden den Kontakt nach Hause und reden nur noch wirres Zeug.

    Ich denke, der Länderfinanzausgleich für "Berlin" wurded über Jahre dazu verwendet, zwischen Königs Wusterhausen, Potsdam und Straußerg einen gigantischen Dönertagebau aufzubauen und die "Zugezogenene" dort schuften zu lassen.

  • R
    Reiner

    Inmitten der gewünschten Oberflächlichkeitsdebatte lassen sich vielleicht auch einige Gedanken zur urdeutschen Geschwerdekultur mitunterbringen. Ansonsten finde ich den Zeitpunkt schlecht gewählt, diesen Artikel zu veröffentlichen. Denn auf Lob folgt Häme, offensichtlich, gerade am Tag nach einer Wahl, wo man gemerkt hat, dass doch wieder nichts Vernünftiges ins Rathaus gekommen ist, bzw. alles ist ja sehr kompliziert.

     

    Die erste Reaktion ist ja immer, ein Gefühl zu haben, oder auch genau zu wissen, in welche Richtung die Stadt sich jetzt weiter entwickelt. SPD und Grüne, okay, Letztere knicken weg, also gibt's die A 100, "reicher werden, sexy bleiben" ist genau das Ding von Wowi und Renate, wenn sie denn bleibt, also also also...

     

    Warum kam dieser Artikel nicht eine Woche früher? Warum schreibt man über Parteien vor einer Wahl und nicht über die Wähler bzw. alle Bürger Berlins. Durch diese Stadt wird so viel durchgeschleust. Sie kann ja auch gar keine Industriestadt mehr sein wie in alter Blüte. Die Wirtschaft verändert sich doch auch in dem Sinne, dass wir gar nicht mehr hauptsächlich Großindustrie haben. Der vielbeschworene Mittelstand, aus dem jetzt auch noch das Piraten-wählende Prekariat aufsteigt, das sind MASSENHAFT LEUTE, die auch noch irgendwo Platz haben wollen, auf Arbeit und zum Feierabend.

     

    UND DER TEXT LOBT DOCH BERLIN gar nicht in den Himmel. Der Text nimmt den Duktus der Be-Berlin-Kampagne und denkt eben diese zuende. Das ist doch inhärente Kritik an Wowis Sexiness und eben nicht locker flockig drüber geschlürft. Dass hier in den Kommentaren noch Dinge zusätzlich aufgezählt werden, um dann "hinten raus" doch noch Vollständigkeit zu erlangen, finde ich ziemlich lustig. Natürlich gibt es auch Schrebergarten-Fernglas-Wachtmeister. Relikte einer anderen Zeit. Wie sieht das Gleiche eben nicht im Schrebergarten, sondern in der S-Bahn aus? Sonnenbrille und immer schon der Nachbarin in den Ausschnitt, aber nicht in die Augen.

     

    Berlin fährt sich teilweise oberflächlich durch den Alltag, hat aber in den Wohnungen, "hinter all diesen Fenstern", auch echte Schicksale zu bieten. Wer in Berlin sein kann, was er ist, kann auch scheitern. Das lebenswerte Leben für mehr Leute, gerne in diesem Sinne Gentrifizierung. Die Einzelinteressen sind nicht verknüpft, es sind nicht genügend Informationen HEUTE darüber vorhanden, wie die Stadt schon in fünf Jahren aussieht. Also, was davon jetzt schon feststeht, welche Pläne in den Schubladen liegen. Aber nicht nur in Wowis Schublade, sondern auch in deiner, meiner, ihrer, seiner...

     

    Nicht einfach nur Rüberluschern, auch gerne mal zuhören, was der andere da labert. Ich bin nach der Wahl weniger desillusioniert (ich bin ja auch schon 5 Jahre hier drin) als motiviert, nochmal was zu versuchen. Die Stadt ist vielleicht doch nicht zu groß für uns alle und die tausend Touristen? Wer beweist mir das Gegenteil?

  • DL
    der lentz

    @andreas

    na wieder einer unter falscher flagge unterwegs was?

    wärst du berliner wüsstest du auch das mit dem hier verdienten geld schlesien und das ruhrgebiet aufgebaut wurden mit deren geld die werften mit deren geld bayern (mit simens, einem berliner konzern heutzutage als hauptfinancier)

     

    und das die berliner wirtschaft seit ende der belagerung, neben der direkten plünderung durch die mitglieder eines tenisclubs, schon 3 mal durch schneller als die profite steigende mieten, diedie profiteure des systhemsieges auf das nivau ihrer heimatstadt heben wollten was nur lehrstand produzierte, abgewürgt wurde.

    stellen sie sich vor das die schäbigen arbeiterlöcher, absoluter billigstbau, von denen die kolwitzzeichnungen handeln heute als"hochherrschaftliche gründerzeitwohnungen" verkauft werden.

    ich kenne hamburg und freiburg

    daher weis ich wie man auf solche ideen kommt

    genau wie auf solche wie nachverdichten weil ja die straßen zu breit sind

    bei denen stand sowas wie "aus jeder wohnung den himmel sehen" nie in baubestimmungen, weshalb das ende ihrer wachstumsfähigkeit vile früher kam als hier, wo erst die schlafstädte des 20jh all diese fehler nachholten

    geplant und gebaut von menschen die sich in kleinstadtgemütlichkeit oder futuristische bedürfnislosigkeit hineinträumten.

     

    aber das ist ja alles nicht ihre geschichte, was soll es sie scheren

  • P
    Philipp

    Lese die Beiträge der Autorin sonst gerne. Aber diese kuscheligen Berlin-Wohlfühlberichte sind klassischer Zugereistenjournalismus, handwerklich nicht ganz schlecht geschrieben, aber inhaltlich unzutreffend und nur Ausdruck eines künstlichen Lebensgefühls. Mag die Stadt selbst auch sehr und lebe schon sehr lange hier, kenne sie daher gut. Daher weiss ich auch, dass der gelassene Berliner heute nahezu ausgestorben ist. In Berlin entsorgen die strukturkonservativen und auch kuschelgrünen Politikerfamilien alter Bundesländer ihren wohlstandstrashigen Nachwuchs. Denen reichen Jutebeutel, Wollmütze und ofensichtliche Aufmerksamkeitsdefizitstöhrung zum vermeintlichen Alternativsein, aber wahrhaft kritische vor allem niveauvolle Inhalte und Aktivitäten bleiben auf der Strecke. Wie an den Unis hat sich das Niveau in der Stadt auch erheblich reduziert, es geht primär um Happiness und wage Selbstverwirklichung, ohne auch komplexer zu denken und handeln. Aber nicht nur das Bildungssystem ist Schuld, auch die tendenzielle Struktur der Zureisenden und zudem der getrifizierender Faktor ihrer oberflächlichen Wohlfühlmentalität in P-, K-Berg und Neukölln, die zumeist bei genauer Betrachtung so belanglos ist, dass sie eban auch den Geschmack des internationalen mainstream und von Immobilieninvestoren trifft.

     

    Das echte Berlin, fern der heutigen künstlichen Klonstadt und seiner zwanghaften Bewohner, sah ganz anders aus, war mir in seiner Gelassenheit und Intelligenz jedoch weit lieber!

  • A
    ali

    Ich bin zugezogen und empfinde gegenüber Zugezogenen nichts als Verachtung.

  • AA
    Andrea aus Marburg

    Ich kann diese ganzen Feelgood-Texte von den ganzen ach so kreativen Thirtysomethings über diese ach so coole Stadt Berlin nicht mehr lesen. Das "geschäftsführende Schmunzelmonster" (Günther Jauch über Klaus Wowereit) lächelt Eure Probleme weg? Wenn Ihr das wirklich glaubt, seid Ihr noch blauäugiger als die, die - wie Fräulein Niemann schreibt - vor 30, 40 jahren aus "ideellen Gründen" nach Berlin kamen. Wenn Ihr nicht bald aufwacht, hat es sich ausgelächelt, dann könnt Ihr mit Eurem taz-Haustarif-Hungerlöhnen nur noch in Marzahn überleben.

  • A
    andreas

    Tatsächlich erinnert der Zustand Berlins an das alte Rom.

    Das war auch ohne das Römische Reich bald am Ende.

    Berlin ohne Bund heißt Pleite und Hungerrevolten.

    Das sage ich als Berliner !!!

    Wenn ich durch die Lande fahre bin ich immer wieder erstaunt wieviel Industrie&Handel es nötig hat das eine Region überleben kann!

    Berlin hat von all dem recht wenig und kann nur aufgrund Zuwendungen des Bundes überleben.

    Macht uns Berlinern das was aus ?

    Nee...funktioniert ja...

    Der Aufstieg Berlins war der einer Arbeiterstadt

    mit sehr wichtigen Industrien, und hat mit dem heutigen Berlin nur sehr wenig zu tun.

  • DE
    Denningers Erbe

    Da hat der leider schon verstorbene "denninger" doch mal auf einen ähnlichen Artikel geantwortet:

    http://www.taz.de/Ein-Pamphlet-fuer-Berlin/Kommentare/!c42662/

    Im Osten nichts Neues.

  • M
    Manchurian

    *gähn*

     

    Die übliche Berlin-Beweihräucherung, die man doch so oft schon in der taz gelesen hat. -.-

     

    "aber dennoch findet sich hier ein Maß an Toleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen, das dem Rest von Deutschland abgeht"

     

    Der Autor/die Autorin war offensichtlich noch nie in Hamburg, Freiburg und vielen anderen Städten Deutschlands.

  • R
    Reiner

    Vielen Dank für den schönen Artikel, der nicht altklug, sondern ein Überblick ist, und deswegen natürlich auch auf ein paar Dinge nicht genauer schauen muss... ;)

     

    Die Stelle war auch die, wo ich mich am meisten gefreut habe, weil das das Thema ist, was ich seit Monaten stöhnend mit mir durch S-Bahnen und so weiter trage:

     

    "So langsam droht es dem Berliner zum Verhängnis zu werden, dass er, wenn ihm nicht gefällt was er sieht, erst einmal in die andere Richtung guckt. Manche verwechseln das mit Ignoranz, Wurschtigkeit oder Arroganz, dabei dient es der Schonung des Nervenkostüms."

     

    Daraus kann man noch einen ganz eigenen Artikel machen, denn es ist eben nicht nur Schonung des Nervenkostüms. Es ist auch Scheu, es ist AUCH Arroganz, es aber auch Oberflächlichkeit. Wenn sich die Medien darüber beschweren, dass Klinsi im Fernsehen sacht, die Amis hätten ma nich so viel Lust auf Infos, dann frage ich mich, wo die Generaldebatte zum Thema Oberflächlichkeit bleibt... AUF ALLEN KANÄLEN und nicht nur in der S-Bahn...

  • D
    dennis

    mein sohn ist halb hamburger und halb berliner. noch ist er zu klein um für sich selbst zu entscheiden. doch wie sollte ich es ihm übel nehmen, wenn er sich für die heimat seiner mutter entscheiden würde. berlin ist die einzige stadt in deutschland, die es mit hamburg aufnehmen kann und umgekehrt. sie sind beide auf ihre weise lässig.

  • A
    anonym

    "So wird Berlin immer weniger sein"

    wären genauere Aussage gewesen, angesichts grassierender Gentrifizierung mit den gravierenden Auswirkungen von steigenden Mieten und Verdrängung von Mieter_innen mit niedrigem Einkommen.

  • T
    Thomas

    Prima Kommentar: habe 4 Jahre in Berlin gelebt; waren zwar die 80er Jahre, dennoch wird mein Gefühl der Stadt gegenüber widergegeben.

    heute. 25 jahre später, hat sich meine Haltung geändert; will heißen, heute würde ich in der Stadt nicht mehr froh werden; zu viel Schmutz, Verfall.

  • BV
    Bonny von der Ranch

    So, so Türsteher sind also völlig normal?

    Sowas gab's früher aber nur im letzten Schickiepuff.

    Damals, als Berlin noch Berlin war und nicht die Hälfte der Bevölkerung auswandern mußte.

    Und auch sonst ist das alles nicht so easy.

    Es nervt niemanden die ständigen Handy(?)/Selbstgespräche, die immer lauter werden?

    Oder die abartigen Autos, die auch weiterhin täglich tausende Radler zu Tode erschrecken und legal töten dürfen? Oder das perverse Internetwichser-Geglotze der tollen Touris und Mitbürger sobald jemand den Rahmen der im Artikeln erwähnten Klischees sprengt und sei es auch nur ein Rentner auf einem Bahnrad. Das ist das "Berlin 2000": Gaff, Gaff, Gaff! Und alle haben sie ständig was zu sabbeln, während die Welt vor die Hunde geht. Eigentlich ist das das typisch Deutsche: Gaffen und Sabbeln anstatt nach Öl zu budeln! Der Übermensch hat dafür seine Sklaven.

    Oder die zehntausende älter werdenden ehemaligen Mitsäufer, die einfach so verschwinden und sich nicht mehr raus trauen können, weil die Droge einfach stärker ist und die Gesellschaft ihnen dafür die Schuld gibt, anstatt den Dealern und Brauereien?

    Ganz zu schweigen von den Jugendlichen, die einfach immer öfter ausrasten, weil einfach mal die Reizüberflüße der zuvor genannten Scheisse sie in den Wahn treibt.

  • C
    claus

    ein toller artikel, der ziemlich genau mein berlin-lebensgefühl beschreibt! sagt die links denkende mit wenig geld im grünen speckgürtel lebende mutter einer regenbogenfamilie, die sich fast täglich daran freut, dass vieles hier im endeffekt so egal ist, aber eben nicht alles.

  • H
    hitzefrei

    Schöner Artikel, können sich alle Wahlberliner mal wieder schön gebauchmiezelt fühlen.

     

    Den Ur-Berliner (auch den mit Schnauzer und türkischem Nachnamen) interessiert das nicht, der ist, wie er ist. Nur leider immer weniger und immer mehr draußen.

  • M
    Morbid

    "Fluch und Segen", dass es in Berlin nicht die "große" Gruppe gut Verdienender gibt, wie in Hamburg-Frankfurt/Main-Düsseldorf-München, die für höhere Steuereinnahmen der Stadt sorgen und ein durchaus egoistisches Interesse daran haben, in einer wohlhabenden attraktiven Stadt zu leben.

     

    Da diese "anspruchsvolle" Klientel, die auf Verbesserung der Infrastruktur drängen würde, weil sie sich in einer herunter gekommenen Stadt nicht wohl fühlt, weitgehend fehlt, bleibt Berlin die Heimat derjenigen, die woanders gescheitert sind und nirgends zurecht kommen, außer in Berlin.

     

    Wer keinen Anreiz hat für ein besseres Leben zu arbeiten, weil er in einer Umgebung lebt, der es gleichgültig ist wenn es nach Hundescheiße stinkt, solange nur Bier, Drogen und versiffte Wohnungen billig sind, fühlt sich "normal".

     

    Das ändert sich aber sofort, wenn er in einer reichen Stadt ist und dort einen Lebensstandard erlebt, den er sich niemals leisten könnte. Erst dann bemerkt er welch eine Müllkippe Berlin ist.

  • G
    grifter

    Das Problem sind nicht die lauten Partygänger sondern

    die Anziehungskraft dieser Stadt auf den asozialen

    Bodensatz dieser gesellschaft in form von Hartz IV

    Empfängern und den sozialen Verlierern aus dem Slums

    dieser Welt.

  • B
    Brunoderbär

    Berlin. ..lässt sie hier auf Nachbarn treffen, mit denen man leben kann und die nicht ständig über den imaginären Zaun linsen, um zu gucken, was es zu Mittag gegeben hat.

     

    Der Satz ist ein Witz, Frau Winkelmann.

    Wird in den Laubenpieper-Kolonien am Rand täglich

    widerlegt. da gibts zuhauf selbsternannte

    Quartiermeister - wenns sein muss, mit Fernglas

    in der Hand. um och ja nix zu versäumen.

  • S
    Stefan

    Ein sehr guter Artikel, der viele aktuelle Sichten auf den Punkt bringt. Das Probleme sehe ich vorallem darin, dass fast alle Berliner die Stadt aus Sicht der Entwicklung einfrieren wollen.

    Nein zu Mediaspree, Nein zur A100, Nein zu steigenden Mieten, Nein zum Flughafen, Nein zur Schließung von kulturellen Einrichtungen, Nein zu mehr Zuwanderung usw..

    Fast jeder hat sein Schnäppchen in Berlin gefunden. Sei es die günstige Wohnung in Szenelage, die Chance zur Selbständigkeit oder oder oder. Gefunden ist nunmal gefunden, und warum sollte man es auch wieder hergeben? Man hat ja Geld bezahlt, Verträge unterzeichnet, Arbeit reingesteckt dafür kann man wohl etwas erwarten. Und wenn nicht dann haben wir noch Bürgerentscheide, Demnonstrationen und die ungeliebte Rechtsprechung. NEIN zu Veränderung!

    Dabei pflegt doch Berlin den alternativen Lebensstil, sind die auf einmal alle spießig geworden? Und unsere motzigen Urberliner? Die waren ja von Anfang an gegen die Zuwanderer!

    Eins ist doch aber klar: Berlin wäre nicht Berlin, wenn die Stadt nicht bereit für Veränderungen gewesen wäre. Und die wird es weiterhin geben, ja es muss sie geben!

    Ich für meinen Teil möchte in einer Stadt mit Zukunft leben! Vorbild für andere Ballungsräume sein, und damit auch wirtschaftlich eine führende Rolle spielen. Kluge Köpfe haben wir genug!

    Und Nein zu diesem elenden Schachteldenken.

    Danke!

  • S
    Sabine

    Zitat:"Die Kopftuchtürkin gibt der obdachlosen Motz-Verkäuferin nen Euro"

     

    Das kannste aber voll vergessen, soweit geht die Völkerverständigung dann doch nicht.

  • R
    Robert

    Interessanter Beitrag.

     

    Aber Hobrechts Idee von der sozialen Durchmischung in diesen unsäglichen Mietskasernenbauten für heutiges Wahlverhalten heranzuziehen scheint mir dann doch eine arg lange Kausalkette zu sein. Berlin war schlichtweg immer eine Stadt der extremen Einwanderung. Mir fehlen hier die sehr viel näherliegenden Tatsachen der West- und Ostberliner Nachkriegsentwicklungen, die auf die Befindlichkeiten stärkeren Einfluß gehabt haben dürften als 150 Jahre zurückliegende Ereignisse.

     

    Ansonsten gilt wohl frei nach Tucholsky:Die Wahl ist der Rummelplatz des kleinen Mannes. Alle vier Jahre tun wir mal so, als ob wir täten...

  • R
    roterbaron

    Jefasel, nüscht weiter.

  • I
    ijoe

    "Raubeinigkeit, Hundescheiße, Graffiti im Hausflur, Arschgeweih und Kopftuch sind nicht jedermanns Sache, aber dennoch findet sich hier ein Maß an Toleranz gegenüber alternativen Lebensentwürfen, das dem Rest von Deutschland abgeht."

    Klar, der "Rest von Deutschland" zahlt ja auch die Party. Wowis "Arm aber sexy" heißt ja im Klartext: ihr zahlt und wir feiern.

    Da wär ich auch lässig, wenn ich nicht arbeiten müßte, sondern von andern augehalten würde.

  • JC
    Johnny Cynic

    Nanu, die Bürger Germanias machen sich Gedanken um ihr Ansehen im Reich?

    Nein, es sind die üblichen Duchhalteparolen gepaart mit dem nur in Berlin zu findenden, zur Groteske übersteigerten Lokalpartiotismus.

    Ceterum censeo Berlinem esse delendam

  • I
    imation

    Ich bin lässig und empfinde gegenüber Zugezogenen nichts als Verachtung.

  • B
    BBB(BerufsBerlinBasher)

    Sieh mal, Julia, das mit dem Verhältnis Berlin - (Rest)-Deutschland beruht auf Gegenseitigkeit.

    So wie Du und der Rest der "Berliner" sich bemühen, auf alle anderen arrogant herabzusehen und jedes auch noch so blöde Klischee gedankenlos aber dafür gebetsmühlenartig nachzuplappern verweist der Restdeutsche gerne auf den Berliner Sumpf.

    Und was soll an der gerne erhobenen Forderung, Berlin solle gefälligst für sich selbst sorgen wenn es denn soo toll ist denn falsch sein?

    Wenn der Länderfinanzausgleich nicht länger jedem Berlin umgerechnet einen Döner am Tag spendiert wird auch nicht mehr gemault beim als spiessig und tumb hingestellen Restvolk.

  • S
    Stefan

    Ich werde oft gefragt, warum ich hierher gezogen bin und was ich an dieser dreckigen Stadt mit all diesen komischen Gestalten und kauzigem Verhalten so toll finde. In Zukunft schicke ich einfach einen Link zu diesem Artikel...

    Habe mich selten in einer Beschreibung in meinem Gefühl und Haltung so wiedergefunden

     

    Danke dafür :-)

  • H
    hulda

    Ein sympathischer und "lässiger" Artikel, der ein gutes Gefühl hinterlässt, in Berlin zu leben.

  • H
    Hekate

    I...und WIE SEHR liebst du diese Stadt?

    Bekomme Heimweh, beim Lesen,

    mit Tränen in den Augen

    Grüße aus meiner derzeitigen Wahlheimat

    Italien!

  • W
    Westberliner

    Kiek´ ma eener an.

  • DL
    der lentz

    gut getroffen

     

    was soll man auch tun

    wohin soll man auch gehen

    wenn man mit dem rücken schon zur wand steht

  • P
    p3t3r

    altkluger artikel

  • J
    jack

    gespenstisch genau auf den punkt gebracht

  • K
    KarlHeinz

    Schöner Beitrag, war nett zu lesen.