Skurriles vom Wahlabend: Pornos, Wut und Bomben
Pornofilme, die das Mandat kosten, wütende Wähler, die nicht wählen dürfen, und Bomben in Nordirland: Ungewöhnliche Wahlen in Großbritannien.
Porno: Die ehemalige britische Innenministerin Jacqui Smith, die die Ausgaben für Pornofilme als Spesen abgesetzt hatte, hat nach 13 Jahren ihren Sitz im Unterhaus in London verloren. Smiths Wahlkreis Redditch in Mittelengland wurde bei der Parlamentswahl am Donnerstag von der Konservativen Karen Lumley gewonnen. Nach 13 Jahren sei sie sehr "traurig" über den Verlust, sagte Smith. Die 47-Jährige gehörte im vergangenen Juni zu den ersten britischen Politikern, die wegen des Spesenskandals im Parlament zurücktreten mussten. Sie hatte die Kosten für heruntergeladene Filme auf ihre Spesenliste gesetzt, darunter für zwei Pornofilme, die sich ihr Mann Richard Timney offenbar in Abwesenheit seiner Frau zu Hause anschaute.
Wahlsystem vor Bruch: Bei der Wahlkommission sind unterdessen zahlreiche Beschwerden darüber eingegangen, dass hunderte Wähler wegen der langen Schlangen vor den Wahllokalen ihre Stimme nicht abgeben konnten. Die Wahlkommission erklärte in der Nacht zu Freitag, sie sei "ernsthaft besorgt" über die Vorwürfe, und kündigte eine genaue Prüfung der Beschwerden an. In mehreren Wahlkreisen in London, Sheffield, Manchester, Liverpool, Newcastle und Birmingham hatten sich Bürger beklagt, dass sie am Abend wegen der langen Schlangen vor den Wahllokalen ihre Stimme nicht hätten abgeben können.
Bombenalarm: Vor einem Wahlbüro in Nordirland ist ein Fahrzeug mit einer Autobombe entdeckt worden. In dem gestohlenen Auto vor dem Templemore-Freizeitzentrum in Derry, der zweitgrößten Stadt Nordirlands, habe sich ein funktionsfähiger Sprengsatz befunden. Das Freizeitzentrum, in dem die Stimmen der Wahlkreise Foyle und East Derry für das neue britische Unterhaus ausgezählt wurden, sei deshalb evakuiert worden.
Regierungschef ohne Mandat: Der nordirische Regierungschef Peter Robinson hat sein Mandat an die Bürgermeisterin von Belfast, Naomi Long, verloren. Robinson hatte für die Demokratische Unionistenpartei (DUP) kandidiert, die jetzt nur noch über acht Mandate im Londoner Unterhaus verfügt. Der Mandatsverlust hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Allparteienregierung in Belfast. Robinson behält weiter seinen Sitz in der Nordirland-Versammlung.
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