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Skandale, Lügen, Videotapes

■ Die Film- und Videothek befindet sich in einer mietrechtlichen Gemengelage: Die Cineasten freut's natürlich, denn bis auf weiteres bleibt sie deshalb in den Zeisehallen

Die Film- und Videobibliothek bleibt in den Zeisehallen – zumindest bis auf weiteres. „Die Sache ist auf Eis gelegt“, bestätigte Hella Schwemer-Martienßen, Direktorin der HÖB (Hamburger Öffentliche Bücherhallen). Grund ist aber nicht etwa eine Änderung des „Strukturkonzepts 2000-X“, das aus Kostengründen eine Verlegung in die Zentralbibliothek Große Bleichen oder die Bücherhalle Altona im Einkaufszentrum Mercado vorgesehen hatte. Die Institution für Filmfreaks ist in eine mietrechtliche Gemengelage geraten. Bis 2012 läuft der Vertrag mit dem Filmbüro – das zur Zeit liquidiert wird. Die Verhandlungen über Weiterführung oder Auflösung des Vertrags laufen nun über die Zeisehallen Verwaltungsgesellschaft, die das Gelände für die Eigentümerin Barbara Mayr betreibt. Und einigen konnte man sich bis jetzt nicht. Sicher ist nur: Der vorzeitige Ausstieg aus dem Vertrag könnte für das HÖB-System teuer werden.

Selbst wenn es der Filmbibliothek gelänge, einen Nachmieter zu finden (was sich angesichts des derzeitigen Leerstandes in den Zeisehallen durchaus als schwierig erweisen könnte), müßte nach Schätzungen der Verwaltungsgesellschaft mit Kosten von 250.000 Mark gerechnet werden. Denn eine Klausel sieht vor, daß das bibliotheksspezifisch umgebaute Gebäude nur in seinem ursprünglichen Zustand zurückgegeben werden kann, und die Rückbauten wären vom HÖB-System zu tragen.

Seitens der Film- und Videobibliothek ist man über das Miet-Debakel eigentlich ganz froh. Das Damoklesschwert der Verlegung schwebe zwar noch immer über der Mediathek, doch wolle man nun erst mal keine schlafenden Hunde wecken, wurde in Mitarbeiterkreisen orakelt. Auch Bibliotheksleiter Peter Bossen freut sich, daß die schönen Räumlichkeiten nicht aufgegeben werden müssen, doch: „Etwas unzufrieden sind wir nur, weil die Zeisehallen so den Bach runtergehen.“Er hofft auf ein neues Konzept zur Wiederbelebung der wegen teurer Mieten halb verwaisten Hallen – womit jedoch kaum vor einer Beilegung des Streits zwischen den Betreibern und dem Kino zu rechnen sei.

Die schwindende Attraktivität des Geländes hat dem soliden Aufwärtstrend des Rénommée-Objekts der HÖB, das in den vergangenen Jahren immer zweiprozentige Zuwachsraten verzeichnen konnte, bisher noch nichts anhaben können: Besucherandrang und Ausleihzahlen sind dank des attraktiven und regelmäßig aufgestockten Programms auch in den letzten Monaten weiter gestiegen. Kein Wunder, Cineasten besorgen sich hier den Kino-Kanon zu extrem günstigen Konditionen.

Doch der Streit um die Zeisehallen könnte auch zuungunsten der Mediathek entschieden werden – wenn die Betreiber sich mit ihrer Idee eines Kinokomplexes durchsetzen. Dann nämlich, mutmaßt der HÖB-Verwaltungsleiter Rolf-Dieter Jensen, könnte eventuell eine „Art Videothek“als Nachmieter gefunden werden – und für die müßte dann gar nicht erst umgebaut werden. Den Widerstand gegen einen Umzug, der einzig und allein wegen der Einsparzwänge geplant gewesen sei, kann er nur zu gut verstehen: „Daß die Mannschaft zu ihrer Einrichtung hält, ist ja auch richtig.“

Sabine Claus

Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr, 12 bis 18 Uhr; Do, 12 bis 20 Uhr

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